Ebenfalls zugegeben: Ich bin nicht der größte Fan, wenn es um solche Dinge geht - ich schätze meinen Kalender und notiere mir Erinnerungswürdigkeiten auf Zetteln und nicht in meinem Handy. Wenn ich es heller haben will, drehe ich das Licht auf, wenn es dunkler sein soll, dann lasse ich die Jalousien herunter - ganz ohne App! Ich freue mich auch darüber, dass ich fähig bin, ohne Sprachassistent zu kommunizieren, und dass ich darüber hinaus ausreichende Sozialkontakte pflege, um mich nicht mit Siri und Co. unterhalten zu müssen! Wenn es aber um Technik und Handwerk geht, nimmt das alles ganz andere Dimensio- nen an. Man beklagt allerorten einen wachsenden Fachkräftemangel. Zugleich können die jungen Herrschaften - so sie den Weg in die Lehrausbildung suchen und finden - teilweise zwar perfekt mit Smartphone und Co. umgehen, wissen aber nicht, wie man einen Hammer hält - von Umgangsformen ganz zu schweigen. Natürlich ist, was ich hier schreibe, übertrieben - vermutlich auch höchst unfair gegenüber jenen Lehrlingen, die sich bemühen, hart arbeiten und letztendlich auch mit ihrer täglichen Arbeit sowie im Unterricht glänzen. Trotzdem wird wohl der eine oder andere beim Lesen zustimmend genickt haben - nicht wenige Unternehmer klagen darüber. Was erschwerend hinzukommt: Die Arbeitsplätze werden weniger - vor allem die halbwegs gut bezahlten. Das ist kein negatives Herbeischreiben, das ist der tragische reale Trend. Ich habe unlängst in einem Zeitungsartikel (Thema: Globalisierung und neue Technologien, in "Der Standard" vom 6.9.2017) gelesen: "(...) In den USA sind im Zeitraum 2000 bis 2014 fünf Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen (...)." Teils wegen des gestiegenen Handels mit China (na gut, ok, das betrifft jetzt nicht den österreichischen Installateur - wobei: Wer weiß?!), teils aber auch auf Grund neuer Technologien! Das lässt sich sehr wohl auf einen weltweiten Trend umlegen ... In derselben Tageszeitung war ein nicht minder spannendes Interview mit Adam Greenfield, Urbanist und bekennender Gegner von "Smart City" - was für mich ebenfalls eine logische Folge der Digitalisierung ist. Auch er meinte, dass sich die Menschen mit ihren Smartphones durchschau- und kontrollierbar machen ... Viele Menschen empfinden es als bequem, wenn ihnen die Maschine "sagt, was sie wollen" - ich empfinde das als bedenklich. Ein weiteres, ebenso tragisches wie aktuelles Beispiel ist das, was sich dieser Tage in Florida abspielt - nach den Wirbelstürmen waren sechs Millionen Menschen ohne Strom. Nicht vorstellbar in einer durch und durch digitalen Gesellschaft! Da schließe ich mich der Kritik von Greenfield inhaltlich sehr gerne an. Bilden wir uns, qualifizieren wir uns, aber reden wir miteinander, statt via WhatsApp, SMS etc. nur zu tippseln. Und schalten wir unsere Smartphones samt Tracking-Devices, und was es sonst noch alles gibt, ab, so oft es nur geht! Das schützt uns zwar sicher nicht vor den Auswirkungen von Umweltkatastrophen, und auch die Digitalisierung wird vermutlich nicht mehr aufzuhalten sein; vielleicht wirkt sie sogar positiver, als es sich Kritiker vorstellen wollen! Aber laden wir sie lieber nicht mit allzu offenen Armen ein - und schon gar nicht in alle unsere Lebensbereiche und ohne Grenzen!
Wir wünschen ebenso interessantes wie unterhaltsames Schmökern in der Printausgabe 9/2017 sowie auf unserer Homepage!