10_2019 Heizung Installationstechnik Klima-Lüftung Sanitär

Alternativen zu Stau und Parkplatznot

 EHang
Die Drohne 184L für den Großlogistikbereich fasst bereits 260 Kilo und fliegt bis zu 25 Kilometer
EHang

Ungewöhnliche Cargo-Varianten erleichtern dem Großstadt-Installateur die Fahrt zu Kunden und Baustellen.

von: Cornelia Mayr

Handwerker sehen sich in Großstädten vielerlei Herausforderungen gegenüber: Staus, Parkplatznot bzw. -mangel oder geringe Auslademöglichkeiten vor Ort.  „Jedes Unternehmen erhält in Wien auf Antrag für das erste Fahrzeug einen Parkchip für den Bezirk des Betriebsstandortes“, erklärt Jutta Riedel, Mitinhaberin des 1a-Installateurbetriebs Riedel im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Die Kosten für einen zwei Jahre gültigen Parkchip für das Gewerbe betragen rund 500 Euro. „Bei jedem weiteren Fahrzeug mussten bisher Nachweise wie zwei Rechnungen pro Bezirk, Fahrtenbücher und einiges mehr vorgelegt werden, um eine Servicekarte zu erhalten“, so Riedel. Seit kurzem müssen die Installateure nur mehr damit herausrücken, wenn es die Behörde verlangt. Mit der Servicekarte und einem Tagesparkschein zu 4,10 Euro ist ein Monteur berechtigt, für einen längeren Zeitraum zu parken, wenn seine Arbeit dies erfordert. „Damit musste der Monteur seine Arbeit nicht unterbrechen, um sein Auto umzuparken.“ Für Frau Riedel bedeuten die Parkplatz-Formalitäten viel Zeitaufwand. Darüber hinaus entstehen der Firma Zusatzkosten, die zum besseren Verständnis des Kunden auf der Rechnung als eigene Position unter KFZ-Bereitstellungspauschale ausgewiesen werden.

Verkehrskonzepte erforderlich
Städteplaner versuchen dem immer größer werdenden Verkehr Herr zu werden, indem sie teure U-Bahnen planen oder nach dem Vorbild von La Paz, Seilbahnen über Städte führen lassen.  Flugzeugingenieure entwickeln sowohl Flugtaxis als auch Cargo-Drohnen. Mobilitätsforscher rechnen vor, dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs und Wege, die mit dem Fahrrad bestritten werden könnten, noch zu gering ist, aber im Wachsen begriffen ist. Immer mehr Fahrzeuge nehmen Parkraum in Städten weg. Was der Handwerker noch nicht praktiziert, ist längst in der Hinterkammer der Forschung entwickelt.

Drohnen für Lasten
Noch im Oktober werden beim österreichischen Flugzeughersteller FACC aus Ried im Innkreis, Oberösterreich, die ersten von mehreren Tausend Flugtaxis für weltweite Märkte wie China ausgeliefert. „Wir nutzen unsere Kompetenz im Flugzeugbau“, sagt Andreas Perotti, Pressesprecher bei FACC. Seit rund zwei Jahren Jahren beschäftigt sich die FACC in der Forschung mit Drohnen. Bereits seit 2013 wird international die Anwendung für Cargo-Drohnen geprüft, getestet und wo es rechtlich möglich ist, auch eingesetzt. Im Segment Small Scale Logistics setzt die Firma EHang, Partner von FACC und eines der Top Startup aus China, die Drohne Falcon 4.0 ein. Sie wird bereits im innerstädtischen Bereich von der Firma DHL für die Paketzustellung in China eingesetzt. Mit der Falcon Drohne können bis zu fünf Kilo auf einer Strecke von zehn Kilometern transportiert werden.  Im Großlogistikbereich, Large Scale, kann die Drohne 184L sogar 260 Kilo fassen und bis zu 25 Kilometer fliegen. Sowohl in China als auch in anderen Ländern über den Globus sorgt die Drohne zum Beispiel bei Ölplattformen für Nachschub. „Damit kann sowohl der Helikopter als auch Flugpersonal gespart werden“, führt Perotti ins Treffen. Zudem ist die Produktion und der Betrieb einer Drohne wesentlich günstiger als ein Helikopter. Die elektrisch betriebene und autonom fliegende Drohne könnte auf eigens definierten Luftstraßen ihre Wege von A nach B über C nach D finden, stellen sich Verkehrsforscher vor. Dabei sind auch Abkürzungen möglich. Bei FACC wird damit gerechnet, dass bereits in fünf Jahren europaweit, also auch in Österreich, die Cargo-Drohnen fliegen dürfen. Bis dahin müssen noch rechtliche Rahmenbedingungen geklärt werden. In Asien ist die Regulierung weiter fortgeschritten und man ist heute schon damit unterwegs. Bei FACC wird damit gerechnet, dass bereits in fünf Jahren in Europa, also auch in Österreich, die Cargo-Drohne auf den Markt kommt. Bis dahin müssen noch rechtliche Rahmenbedingungen geklärt werden.

Lasten auf Fahrrädern
Die Drohne ist nur eine Möglichkeit im Mobilitätsmix. Seit einigen Jahren gibt es auch Handwerker, die ausschließlich mit Lastenfahrrädern unterwegs sind. Jeweils ein Installateur lässt sich in Bremen, einer Stuttgart, sowie einer in Osnabrück und ein anderer in Graz finden. Auch ein Rauchfangkehrerteam, ein Getränkelieferant und eine Reinigungskraft – in Deutschland ausfindig gemacht – nützen für ihre Tätigkeit das Lastenfahrrad. Theodor Röhm ist in Installateur in der 300.000 Seelen-Stadt Bremen. Bereits seit 2001 besitzt er ausschließlich Cargo-Fahrräder statt benzin- oder dieselbetriebenen Autos. „Meine Frau hat ein Auto, das uns zwei bis drei Mal im Jahr zur Verfügung steht“, sagt Röhm. Den Rest des Jahres wird nur geradelt. Der Installateur, der selbst gerne Radtouren macht, hat zurzeit 12 Mitarbeiter, davon vier Lehrlinge. Drei sind im Gewerbe, einer im Büro. Die arbeiten nicht zu letzt deshalb gerne beim radelnden Installateur, weil sie nicht ständig in einem Auto sitzen wollen.  Neun Lastenfahräder stehen den Mitarbeitern zu Verfügung. Nur drei davon fahren mit Akku-Unterstützung. „Vor allem die beiden jungen Mitarbeiter fahren ohne Akku-Unterstützung, sie haben zirka 50 bis 70 Kilo dabei“, erklärt Röhm. Die Fahrräder mit Anhänger können bis zu 150 Kilogramm bewerkstelligen. 1000 Euro müsse für ein Cargo-Fahrrad berappt werden, dazu komme noch die E-Ausstattung und jährliche Reparaturkosten. Die Mitarbeiter des fahrenden Installateurs haben bis zu 20 Kilometer am Fahrrad-Tacho, manches Mal auch nur zwei oder drei Kilometer. Der engere Kundenkreis befindet sich innerhalb von fünf Kilometern.  „Die Mitarbeiter müssen überlegen, was sie mitnehmen. Die Kiste muss geordnet sein, damit viel reinpasst“, sagt Röhm. Somit gibt es für ihn keine Nachteile. Denn die schweren Lasten würden ohnehin vom Großhändler an die Baustelle geliefert werden. Der Vorteil ist, dass seine Mitarbeiter nicht im Stau stecken bleiben und vor der Haustüre das Cargo-Rad abstellen können.Was der Umwelt gut tut, hat auch einen praktischen Nutzen.

Logistikstationen von SHT
Die hiesigen Installateure sehen Lastenfahrräder und Drohnen noch als Zukunftsthema. Aber auch sie überlegen sich schon Alternativen. Beim Installateur Riedel war schon ein Piazzo Ape, für die nur ein Moped-Führerschein nötig ist, vier Jahre im Einsatz. „Das Problem der dreirädrigen Ape war, dass dieses der Parkchip-Verordnung unterliegt. Damit war die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr gerechtfertigt“, sagt Riedel.  Eine eigene E-Tankstelle vorm Haus wurde dem Betrieb nicht genehmigt. Inzwischen wird versucht, der Fuhrpark von sechs Kleinlieferwägen effizient zu managen. Praktisch findet Riedel Logistikstationen von SHT, wo Ersatzteile an Paketstationen geliefert werden und vom Kunden abgeholt werden. Auch die Lieferung in den Kofferraum des Firmenfahrzeugs findet Riedel überlegenswert. Wenn auch das Problem der Sicherheit wegen drohender Einbruchsgefahr zu lösen wäre.

 


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