Bioenergie Atlas 2019 – Österreichs Bundesländer im Vergleich

Österreichischer Biomasse-Verband
(V. l.): Peter Liptay, Franz Titschenbacher und Christoph Pfemeter.
Österreichischer Biomasse-Verband

Der österreichische Biomasseverband präsentiert: Kärnten ist Energiewende-Champion; 100 Prozent Ökostrom bereits in drei Bundesländern und Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen steigen österreichweit.

von: Redaktion

"In der medialen Berichterstattung der vergangenen Wochen kursierten einige widersprüchliche Angaben über die Biomasse. Mit dem neuen Bioenergie-Atlas Österreich 2019 präsentieren wir die aktuellen Fakten", informiert Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. "Beim Energiewende-Spitzenreiter Kärnten deckt Bioenergie mehr als 30 Prozent des gesamten Energiebedarfs für Wärme, Strom und Treibstoffe. Biomasse stellt in Kärnten zwei Drittel aller erneuerbaren Energieträger." In Österreich ging der Anteil erneuerbarer Energien allerdings zuletzt zurück. "Die nationalen Klima- und Energieziele sind nur mit Bioenergie erreichbar, dafür brauchen unsere Anlagen aber auch entsprechende politische Rahmenbedingungen", betont Titschenbacher.

Bioenergie auf dem Weg zur Nummer eins
"Biomasse hat das Potenzial, zum bundesweit bedeutendsten Energieträger zu avancieren, und könnte mittelfristig Erdöl und Erdgas überholen", blickt Titschenbacher voraus. "Aktuell wird der Ausbau der Bioenergie nicht durch ihre Verfügbarkeit, sondern durch die Aufnahmefähigkeit der Märkte begrenzt." Nach Schätzungen des Biomasse-Verbandes könnte der Biomasseeinsatz bis 2030 um 35 Prozent erhöht werden. Langfristig geht man von wesentlich höheren Potenzialen aus. "Die derzeit eingesetzte Bioenergie stammt überwiegend aus Koppelprodukten der Forst- und Holzwirtschaft", weiß Titschenbacher. "Die Bioökonomie könnte vor allem in der Landwirtschaft neue Reststoffpotenziale eröffnen." Mehrere wissenschaftliche Energiewendeszenarien prognostizieren der Biomasse auch ohne größere Mengensteigerungen wesentlich höhere Marktanteile. Obwohl die maximal eingesetzte Biomassemenge variiert, entwickelt sich die Biomasse bis 2050 in allen betrachteten Energiewendeszenarien zum bedeutendsten Energieträger.

Kärnten siegt im Energiewende-Vergleich 
Mit einem Anteil von rund 53 Prozent Erneuerbarer am gesamten Energieverbrauch belegt Kärnten unter allen Bundesländern vor Salzburg (49 Prozent) und dem Burgenland (48 Prozent) den ersten Platz im Erneuerbaren-Ranking. Es folgen Tirol mit 44 Prozent und Vorarlberg mit 39 Prozent. Niederösterreich, die Steiermark und Oberösterreich liegen knapp unter dem Bundesschnitt von 32,6 Prozent. Auf dem letzten Platz landet Wien mit einem Anteil Erneuerbarer von 9,3 Prozent. Seinen Spitzenplatz verdankt Kärnten hauptsächlich der Bioenergie, die 2017 zwei Drittel der eingesetzten erneuerbaren Energien bereitstellte, die Wasserkraft lieferte 31 Prozent. Auch in Salzburg sind Bioenergie (55 Prozent)  und Wasserkraft (41 Prozent) die bedeutendsten erneuerbaren Energieressourcen. Im Burgenland ist Bioenergie mit über 50 Prozent ebenfalls wichtigster erneuerbarer Energieträger; hier liegt die Windkraft mit 44 Prozent an zweiter Stelle.

Begeisterte Biomasse-Nutzer
Bioenergie deckt etwa 40 Prozent des Raumwärmebedarfs privater Haushalte in Österreich. Den höchsten Anteil am Raumwärmeeinsatz hat sie im Burgenland; dort stellen Scheitholz, Hackgut oder Pellets in Einzelfeuerungen sowie Biomasse-Fernwärme 50 Prozent der Raumwärme bereit. Knapp dahinter folgen Kärnten und die Steiermark mit jeweils etwa 49 Prozent  Dagegen liefern Holzbrennstoffe in Wien nur 7,2 Prozent der Raumwärmeerzeugung, die Wiener Wohnungen werden vor allem mit Erdgas (56 Prozent) und fossiler Fernwärme (28 Prozent)  beheizt. 1,1 Millionen Haushalte in Österreich heizen mit Fernwärme, der Anteil von aus Biomasse erzeugter Fernwärme liegt bei 46 Prozent. Die höchsten Beiträge an der Fernwärmeproduktion hat Biomasse im Burgenland (99 Prozent), Vorarlberg (93 Prozent), Tirol (80 Prozent) und Kärnten - dort hat insbesondere die Inbetriebnahme des neuen Biomasseheizkraftwerkes Klagenfurt Ost den Anteil biogener Fernwärme um satte zwölf Prozentpunkte auf 79 Prozent angehoben. In Wien, wo ein Viertel der gesamten Fernwärme Österreichs produziert wird, nimmt Fernwärme aus Biomasse mit 15 Prozent den niedrigsten Anteil unter den Bundesländern ein. Wiener Fernwärme basiert zu 63 Prozent auf Erdgas und zu 18 Prozent auf brennbaren Abfällen.

100 Prozent Ökostrom in drei Bundesländern
Das Ziel der nationalen Klima- und Energiestrategie, den Gesamtstromverbrauch bis 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen im Inland zu decken, haben das Burgenland, Salzburg und Tirol bereits erreicht. Dem Burgenland gelingt dies zum Großteil aufgrund seiner Windkraftanlagen, die 2017 85 Prozent der Stromerzeugung bereitstellten, erhält aber auch wichtige Unterstützung von der Bioenergie, die 11 Prozent zur Stromerzeugung beisteuert. In Salzburg (84 Prozent) und Tirol (94 Prozent) dominiert die Wasserkraft die Stromproduktion. In beiden Bundesländern ist Bioenergie zweitgrößte erneuerbare Stromquelle. Über den mit Abstand geringsten Ökostromanteil verfügt Wien mit etwa 15 Prozent. In der Bundeshauptstadt liefern die Wasserkraftwerke etwa 12 Prozent des Strombedarfs, die Bioenergie kommt mithilfe des Waldbiomassekraftwerkes Simmering auf 2,7 Prozent. Die Stromversorgung Wiens basiert zum Großteil auf Gaskraftwerken (45 Prozent) und Stromimporten (37 Prozent). Neben Wien sind auch Vorarlberg (33 Prozent), Kärnten (24 Prozent) und die Steiermark (21 Prozent) zu größeren Teilen von Stromeinfuhren abhängig. Kohlekraftwerke spielen nur für die Stromversorgung der Steiermark (13 Prozent), Oberösterreichs (10 Prozent) und Niederösterreichs (4,3 Prozent) eine Rolle.

Fossiler Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen steigen
Der Energieverbrauch erreichte 2017 in Österreich mit 1.442 PJ einen Rekordwert. Genau wie der Energieverbrauch stiegen auch die Treibhausgasemissionen seit 2014 das dritte Mal in Folge und erreichten 82,3 Millionen Tonnen CO2. Gründe für diese Entwicklung sind insbesondere der stark gestiegene Absatz von Dieselkraftstoff im Verkehr, aber auch der vermehrte Einsatz fossiler Brennstoffe der Industrie- und Energiebetriebe. In Österreich wurden im Jahr 2017 44 Prozent der Energie als Wärme genutzt, 36 Prozent in Form von Treibstoffen und 20 Prozent als elektrische Energie inklusive Strom für Wärme und Mobilität.
Niederösterreich, Oberösterreich, die Steiermark und Wien verbrauchen etwa 75 Prozent der in Österreich eingesetzten Energie. Pro Kopf ist der Energieverbrauch im Industrieland Oberösterreich rechnerisch fast dreimal so hoch wie in Wien. Bei den Treibhaus-gasemissionen pro Einwohner liegen Oberösterreich mit 15,7 Tonnen CO2 sowie Niederösterreich und die Steiermark mit je 11 Tonnen am weitesten über dem Bundesschnitt von 9,1 Tonnen CO2. In Oberösterreich und der Steiermark sind die hohen Emissionswerte vor allem der Eisen- und Stahlindustrie, teils auch der Papierindustrie, zuzuschreiben. Niederösterreich weist als Standort der Erdölraffinerie Schwechat, des Kohlekraftwerks Dürnrohr sowie von Anlagen zur Erdöl- und Erdgasförderung erhöhte Pro-Kopf-Emissionen auf. Die wenigsten Treibhausgasemissionen verursachen die Wiener (4,5 Tonnen), die Vorarlberger (5,4 Tonnen) und die Burgenländer (6,1 Tonnen). Obwohl 21 Prozent der österreichischen Bevölkerung in der Bundeshauptstadt leben und vergleichsweise wenig erneuerbare Energien einsetzen, beträgt Wiens Anteil an den Treibhausgasemissionen der Republik nur 10 Prozent.  

EU-weit fällt Österreich auf Platz fünf zurück
Mit einem Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch von 32,6 Prozent fiel Österreich innerhalb der EU-Staaten im Jahr 2017 hinter Dänemark (35,8 Prozent) vom vierten auf den fünften Platz zurück. Spitzenreiter ist Schweden (54,5 Prozent) vor Finnland (41 Prozent) und Lettland (39 Prozent). Im Rahmen des EU-Klima- und Energiepaketes hat sich Österreich verpflichtet, den Anteil Erneuerbarer bis zum Jahr 2020 auf 34 Prozent zu steigern.

Der Bioenergie-Atlas Österreich 2019 bildet die heimische Bioenergie-Branche auf Landkarten der Bundesländer, auf Themenkarten Österreichs und in Projektreportagen ab. Zudem werden die Bundesländer im Hinblick auf ihre Energiestrategien und Fortschritte bei der Energiewende miteinander verglichen. Auch Energie-, Holz- und Biomasseflüsse sind enthalten. Der Bioenergie-Atlas Österreich 2019 im Format DIN A4 umfasst 172 Seiten und ist durchgehend in Farbe gehalten. Bestellen können Sie das gebundene Buch gerne kostenlos per Email: office@biomasseverband.at

 


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