Mir fällt zu erneuerbaren Energien nichts mehr ein. Ich bin mir bewusst, dass ich damit hinter den Erwartungen an meinen Berufsstand zurückbleibe, dem ja immer etwas einfallen muss. Ehrlich gesagt, ist es sogar noch schlimmer: Mir fällt zum Thema Energie allgemein nichts mehr ein.
Hört man zu, was die Leute einem so erzählen, und ich lenke gerne das Gespräch auf dieses Thema, kann man die vorherrschenden Meinungen ungefähr so zusammenfassen: Öl ist böse, weil die USA deswegen Krieg führen, aber wehe das Benzin wird um zwei Cent teurer, dann schreit der Autofahrer im Menschen sofort Zeter- und-Mordio und verlangt politische Maßnahmen gegen die Wucherpreise. Gas ist pfui, weil das macht eh nur Putin reich, aber die verdreckte Gastherme daheim lässt niemand freiwillig überprüfen, solange das Wasser noch irgendwie warm wird. Biomasse ist ein Komplott des Bauernbunds, der gemeinsam mit Raiffeisen die Großgrundbesitzer reich machen möchte, aber kaum brennt irgendwo ein Holzfeuer sagen alle „Jö, schön!“ und lassen sich mit einem Glas Wein in der Hand behaglich nieder. Solarenergie ist das, was den Taschenrechner antreibt und funktioniert nicht, weil man ja erst die Deckenbeleuchtung einschalten muss, ehe das alte Dings von Texas Instruments endlich anspringt und man 2 plus 2 fehlerfrei ausrechnen kann (meistens kommt 5 raus). Und der Strom kommt sowieso aus der Steckdose oder aus tschechischen Atomkraftwerken und ist in jedem Fall viel zu teuer, aber trotzdem wechselt niemand den Anbieter, außer es gibt ihn beim Hofer mit einem grünen Mascherl um den Hals.
Hab ich irgendeine mehrheitsfähige Binsenweisheit vergessen? Ganz sicher sogar, denn über Energie gibt es so viele Meinungen und Halbwahrheiten und Vorurteile, dass es auf keine Kuhhaut mehr geht. Das Problem dabei: Die meisten Dinge, die über Energie gesagt werden, sind auf eine dermaßen abstruse Art falsch, dass nicht einmal das Gegenteil davon auch nur annähernd wahr ist. Das macht die sachliche Argumentation etwas schwierig. So, jetzt aber wirklich genug von dem üblichen Gesuder, ich bitte um Verzeihung: So ein sonnenlichtloser Winter in der Großstadt schlägt leider aufs Gemüt. Wir haben uns bemüht, in dieser Ausgabe wieder einige Dinge zum Schwerpunkt „erneurbare Energie“ zusammenzutragen, die auch „in echt“ funktionieren und spannend sind. Ab Seite 34 finden Sie Beispiele und Chancen für sparsame, nachhaltige Energieversorgung aus der Region. Dass kein Weg daran vorbeiführt, den Energieverbrauch zu reduzieren und so weit wie möglich auf erneuerbare Quellen umzustellen, sollte mittlerweile jedem klar sein. Alles andere ist Selbstmord.
Mehr fällt mir zu erneuerbarer Energie wirklich nicht ein.

Editorial 1-2/2013
Mir fällt zu erneuerbaren Energien nichts mehr ein.
- Energiesparen bei offenen Toren
- Vom Lehrling bis zum 70-Jährigen