10/2012

Editorial 10_2012

Chefredakteur Mag. Klaus Paukovits Foto: Adrian Batty

Männer gehen derzeit mit 59 in Pension. Warum so früh?

Rufen Sie mich an, wenn Sie einen Monteur kennen, der bis 65 auf der Baustelle arbeitet. Echt. Er wäre eine wirkliche Seltenheit. Ein Hackler, der bei Erreichen des gesetzlichen Pensionsantrittsalters für Männer direkt aus dem Arbeitsleben in den Ruhestand wechselt, den gibt es eigentlich gar nicht. Dazu ist die Arbeit viel zu aufreibend. Und selbst wenn sein Arbeitgeber eine Stelle im Lager für ihn gefunden hat, selbst wenn er sich weitergebildet hat und in den letzten Arbeitsjahren im Innendienst eingesetzt werden konnte, selbst dann ist  es unwahrscheinlich, dass er seinen 64er noch in der Firma feiert. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter für Männer liegt in Österreich laut Statistik Austria derzeit bei 59 Jahren.

An diese Zahl musste ich denken, als wieder einmal von einer  Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre die Rede war. Es klingt ja gut und schön und logisch: Die Lebenserwartung der Menschen steigt. Daher sind sie länger in Pension. Daher müssen wir auch länger arbeiten, damit wir länger in der Wertschöpfung sind und mehr Pensionsbeiträge einzahlen. Sonst ist das Pensionssystem irgendwann nicht mehr finanzierbar. Eh. Doch die reale Situation ist anders. Außer Unternehmern, Selbstständigen und einigen wenigen Angestellten, denen ihr Job Spaß macht, die in der Firma unentbehrlich sind und  die sich die Belastung so einteilen können, dass es passt, arbeitet praktisch niemand bis 65. Weil die Gesundheit nicht mitspielt. Weil die Generation 50-plus am Arbeitsmarkt noch immer fast unvermittelbar ist. Weil viele Betriebe noch immer glauben, sie tun sich etwas Gutes, wenn sie einen teuren Alten rausschmeißen – und sich dann wundern, dass sie keinen billigen Jungen finden, der auch nur annähernd so qualifiziert ist (und dem dann auch keine Chance geben, sich zu qualifzieren). Weil der Frust in der Arbeit oft so groß ist, dass keiner länger bleiben will als unbedingt nötig. Weil süßes Nichtstun nach einem harten Arbeitsleben erstrebenswert erscheint. Weil in den Betrieben die Arbeitsplätze fehlen, die körperlich arbeitenden Menschen den Verbleib in der Arbeitswelt ermöglichen. 

Die Erhöhung des Pensionsantrittsalters ändert an all dem erst einmal nichts, außer dass die Zeit der Arbeitslosigkeit vor dem Pensionsantritt länger wird. Volkswirtschaftlich viel effektiver wäre es, die Menschen länger im Erwerbsleben zu halten. Dazu bedarf es eines ganzen Bündels an Maßnahmen – und vor allem braucht es Unternehmer, denen die Problematik bewusst ist. Auch Klein- und Mittelbetriebe können ihre Arbeitsplätze so gestalten, dass stressfreieres und damit gesünderes Arbeiten möglich ist (siehe in diesem Heft ab Seite 6). Aber das ist nur ein Mosaikstein. Wir wollen an dem Thema dranbleiben, über erfolgreiche Modelle berichten und über Betriebe, die ihren Mitarbeitern ein langes Arbeitsleben ermöglichen – in ihrem eigenen Interesse. Rufen Sie mich an!


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