3/2021

Editorial 3/2021

ValenceStudio
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Schon mal in Nesseln gesessen? Das soll ja angeblich heilsam sein.

von: Martin Pechal

Sich „in die Nesseln zu setzen“, bedeutet das selbe wie „sich die Finger verbrennen“ – nur brennt es eben quasi am anderen Ende des Körpers. Am Allerwertesten aber ist der Hintern wirklich das Allerwertvollste Ihres Körpers …? Ich schweife ab ... Es geht beim In-den-Nesseln-Sitzen um eine Fehleinschätzung, einen unbeabsichtigten Fehler – es sei denn, man ist ein besonders harter Knochen und besteht auf die direkte Wirkung tatsächlicher Nesseln, sprich das Brennen auf der Haut. Alternativ sei an dieser Stelle die Einnahme z. B. als Tee empfohlen. Angeblich lindert etwa die Brennnessel bzw. ihr Wirkstoff so ziemlich alle äußerlichen wie innerlichen Leiden – vom Harnwegseffekt bis zu dermatologischen Unregelmäßigkeiten. Ihr Vorkommen ist (laut Recherche) als kosmopolitisch anzusehen – sie sucht stark menschlich geprägte Standorte, um ihre Brenn- oder Borstenhaare, die wie Injektionskanülen gebaut sind, in Waden und Armen zu versenken. Die Köpfchen dieser Haare brechen bei der kleinsten Berührung ab und bohren sich in die Haut, um sofort ein brennendes Stoffgemisch zu injizieren... Die Brennnessel sucht also unsere Nähe – wie gemein ist das denn? Oder handelt es sich um eine „self-fulfilling prophecy“, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Also, dass der Mensch, genauso wie er dazu neigen mag, an Horoskope zu glauben, die sich dann nur erfüllen, weil er das zulässt, (unbewusst) darauf zusteuert …? Haben wir die Brennnessel also „in unsere Nähe gezüchtet“, um von ihr immer wieder mal brennend zu Vernunft gerufen zu werden – quasi von der Natur abgemahnt zu werden …?
Dieses Rätsel werden wir hier wohl nicht lösen; aber diese, zugegeben etwas weit hergeholte, These möge einleitend den Übergang zu einem anderen Problem schaffen und verdeutlichen, was ich kurz geglaubt habe: Die Welt ist dem Untergang geweiht. „Was?“, werden Sie jetzt vermutlich erschrocken hervorstoßen oder eventuell auch einfach ein trockenes „Ja eh ...“ entgegnen. Gemeint ist konkret, dass ich im letzten Editorial vom Pluralismus in der Energiewelt geschwärmt habe, kurz darauf jedoch eine sehr bissige Dokumentation über eben jene Welt der Energiegewinnung gesehen habe und dabei 2,5 Stunden lang verfallen bin – und nicht nur über die Länge des Berichts, sondern tatsächlich darüber hinaus. Gut drei Tage lang habe ich die dystopische Geschichte von „Planet of the Humans“ (so der Name der Doku, die eindringlich beweisen will, dass alles an „Grüner Energiegewinnung“ – Wind, Solar etc. – genauso schädlich ist wie fossile Energie, dabei aber ein paar gravierende Fehler macht) mit mir rumgeschleppt und mich wirklich elend gefühlt. Nicht nur wegen der schlecht recherchierten, veralteten, falschen bzw. ungenügend ausgeführten Beiträge, sondern vor allem, weil ich für ein kurzen Moment dachte, mich tatsächlich „in die Nesseln gesetzt zu haben“ – nämlich mit meinem ersten Editorial dieses Jahres. Habe ich aber gar nicht! Aufgebaut hat mich wenige Tage später eine Replik von „Now you know“ – einem der alternativen Energieträger offensichtlich zugewandten Video-Blog. Die beiden „Moderatoren“ Zac und Jesse nehmen die von Jeff Gibbs produzierte Dokumentation ganz schön auseinander – und haben mir damit den Glauben, dass Pluralismus in Sachen Energiegewinnung und Energiesysteme durchaus sinnvoll ist, wieder zurückgegeben. Sehenswert sind beide Beiträge, weil die Essenz der ersten Dokumentation ist, dass wir alle ein bisschen strammer sparen sollten – in sämtlichen Belangen: Konsum, Energienutzung, Lebensweise … Und weil die Replik darauf für den Zuseher natürlich nur dann Sinn ergibt, wenn man zuvor „Planet of the Humans“ gesehen hat. In diesem Sinne: Viel Vergnügen mit dieser Ausgabe, und glauben Sie nicht alles, was im Internet zu finden ist – oft täuscht man sich.

Gute Lektüre mit unserer Ausgabe 3/2021!


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