as Bad wird einfacher, die Heizung komplexer. Und hinter der Wand spielt es sich so richtig ab. Das ist mein persönlicher Eindruck, den ich heuer aus der Ferne von den Entwicklungen habe, die auf der Weltleitmesse ISH Frankfurt präsentiert wurden (aus der Ferne deshalb, weil beim ungleichen Match Grippe gegen Dienstreise die Grippe einen haushohen Sieg mit 39,8 °C Vorsprung davongetragen hat). Was meine ich damit?
Im Bad sind klare Linien, reduzierte Designs, organische Formen und harmonische Gesamtkonzepte mehr denn je im Trend. Verspieltes, Kantiges, Wuchtiges, Opulentes ist out. Manche Hersteller haben eher ihre Programme gestrafft, um mehr Übersichtlichkeit zu schaffen, statt auf Innovationen oder neue Designernamen zu setzen. Das Thema Technik im Bad, ein Lieblingsspielzeug der Nuller-Jahre – mit versenkbaren Bildschirmen in an Raumschiff Enterprise erinnernden High-tech-Nassräumen –, bleibt dezent im Hintergrund. Es gibt abgestimmte Komplettbadkonzepte von Keramik über Armaturen, Möbel und Accessoires, die in sich stimmig und auf das Wesentliche reduziert sind. „Weniger ist mehr“ ist das Motto. Heißes und kaltes Wasser sind längst erfunden. Zum Wohlfühlen im Bad braucht der Kunde ein klares, natürliches Ambiente, das möglichst wenig vom Entspannen ablenkt und die moderne Technik dezent integriert. Das verlangt Fingerspitzengefühl vom Badplaner.
Bei der Heizung passiert so ziemlich genau das Gegenteil. Nachdem Energiesparen das Gebot der Stunde ist, und nachdem die vielfältigen Einbausituationen für Heizungssysteme eine große Menge an potenziellen Lösungen sinnvoll machen, wird die Menge an verfügbaren Heizungstechnologien auch immer größer. Hybridheizungen und regenerative Energiesysteme, die durch komplexe Regelungssysteme optimal verbunden werden, sind fast schon
normal. Das Zusammenwachsen von Heizen und Stromerzeugung bringt kleine Kraftwerke in die Heizräume. Von der Kraft-Wärme-Koppelung über die in Rückkehr befindliche Brennstoffzelle und Wasserstoff-Systeme bis zum „Heizen mit Eis“ wird alles angeboten, was die Physik hergibt. Festspielzeit für Techniker.
Hinter der Wand geht sowieso die Post ab. Da werden Trinkwassersysteme mit dem Gebäudeleitsystem verbunden, dass der Haustechniker nur so mit den Ohren schlankert. Und das ist erst der Anfang. Was das für den einzelnen Installateur heißt? Ich denke, es geht darum, sich einen Überblick über die von der Industrie angebotenen Lösungen zu verschaffen und sich die für einen selber richtigen, vertrauenswürdigen und durchschaubaren herauszupicken, um sie als Experte dem Kunden anzubieten. Es muss nicht jeder alles können. Spezialisierung ist besser als Bauchladen. Der Markt ist groß genug für verschiedenste Angebote – mehr denn je.
Editorial_4_2013
Im Bad gilt: „Weniger ist mehr“ – in der Heizungstechnik: „Mehr ist mehr“.
- Ethik am Bau rechnet sich
- Innungspartnerschaft