Die heutige Jugend will nicht mehr pfuschen. Früher haben seine Monteure an den Wochenenden durchgearbeitet, um sich neben der Firma was dazuzuverdienen, sich ein Einfamilienhaus samt Auto, Bausparvertrag für die Kinder und Urlaub in Italien leisten zu können. Heute ist das nicht mehr so oft der Fall. Die Leute wollen lieber ihre Freizeit genießen, ihren Hobbys nachgehen, Zeit mit Familie und Freunden verbringen statt sich für schnöden Mammon krummzuhackeln. So der Befund eines darüber etwas verwunderten Installationsunternehmers, der diese Entwicklung bei seinen Mitarbeitern über die Jahre hinweg beo-bachtet hat. Work-Life-Balance statt „Schaffe, Schaffe, Häusle baue“.
In eine ähnliche Richtung geht die Beobachtung, die ein anderer Installateur bei seinen Kunden gemacht hat. Der klassische Einfamilienhaus-Kunde, der ein Eigenheim für die wachsende Familie schaffen möchte, macht immer weniger selber. War das früher der typische Selbstbauer, der von Freitagmittag bis Sonntagabend mit „Nachbarschaftshilfe“ Beton gemischt, Ziegel geschlichtet, Bier geholt und Wände verputzt hat, so lässt er jetzt lieber arbeiten. Gute Zeiten für den professionelle Fachhandwerker, der diesem Kunden alles aus einer Hand bieten kann.
Es gibt keine Studien, die diese subjektiven Beobachtungen bestätigen oder widerlegen können. Nur Stimmungsbilder: von dem Großhändler, der meint, dass der Freitag genau deswegen bei ihm nicht mehr der stärkste Verkaufstag ist. Von einem Freund, der früher ein großer Bastler war und plötzlich mit einem Elektriker wegen eines Termins für eine Lampenmontage telefoniert. Von Kollegen, die freiwillig Teilzeit arbeiten, um mehr Zeit für die Yoga-Ausbildung zu haben, und vom großen Unternehmer, der leistungsbereite Nachwuchskräfte zunehmend weniger in Österreich findet, sondern in Osteuropa: Die haben noch Biss, weil sie sich erst etwas erarbeiten müssen.
Denn eines ist objektiv feststellbar: In Österreich kommt die „Erbengeneration“ ans Ruder. Wir haben seit 70 Jahren Frieden. Viele aus der Nachkriegsgeneration hatten in dieser Phase ein ganzes Berufsleben lang Zeit, bescheidenen Wohlstand anzuhäufen, der nie durch Krieg oder schwere Wirtschaftskrisen vernichtet wurde. Die Kinder und Enkel der Baby-Boomer gehen daher im Schnitt mit einigen zehn- oder hunderttausend Euro mehr an den Start ihres Lebens, als es noch vor einem Vierteljahrhundert der Fall war.
Und mit anderen Werten: „Tu, was Du möchtest“ statt „Du musst!“ Haben Sie ähnliche Beobachtungen gemacht? Oder sind Ihre Erfahrungen ganz andere? Ich freue mich, wenn Sie mich das nächste Mal darauf ansprechen. Oder schreiben Sie mir: klaus.paukovits@bohmann.at
Gute Unterhaltung beim Lesen der aktuellen Ausgabe 5/2016!