10/2016

Neuer Eigentümer für KWB

Der PDP Holding gehören seit September 75 Prozent von KWB: Eigentümer Peter Daniell Porsche (li.), Geschäftsführer Rafael Walter. Credit: Andreas Hechenberger

Unter dem neuen Mehrheitseigentümer PDP Holding will sich KWB wieder auf seine Kernkompetenzen konzentrieren.

von: Klaus Paukovits

Der steirische Pellets-Spezialist KWB hat einen neuen Eigentümer. Nach mehrmonatigen Verhandlungen übernahm die PDP Holding aus Salzburg drei Viertel der Unternehmensanteile. Im ersten Interview nach der Neuübernahme erklären PDP-Geschäftsführer Rafael Walter und KWB-Gründungs-Geschäftsführer Erwin Stubenschrott, warum es zu diesem Schritt kam. In Gespräch, das Anfang Oktober stattfand, geht es um viele noch offene Zukunftsfragen. Nur dass es keinen Porsche mit Holzvergaser-Motor geben wird, scheint fix zu sein.

Nach welchen Kriterien wählt die PDP Holding ihre Beteiligungen aus?
Rafael Walter: Wir streben langfristige Beteiligungen an Unternehmen an, die nachhaltig wirken, und nicht eine kurzfristige Beteiligung zur Gewinn­maximierung. Das entspricht unserer Philosophie. Ein Menschenleben dauert im Schnitt 70 Jahre, ein Unternehmen ­sollte länger Bestand haben. Wir denken in langfristigen Wirtschaftszyklen, es darf etwas entstehen und wachsen. Natürlich muss es eine moderate Entwicklung geben, aber es muss vor allem die langfristige Perspek­tive sichtbar sein. Daher passt KWB ganz klar zu uns.

Wie kam es zum Engagement bei KWB? Ist das aus der persönlichen Überzeugung von Herrn Porsche für KWB entstanden, der einer der größten Privatkunden des Unternehmens ist?
Walter:Nein, man beteiligt sich nicht an einem Unternehmen, nur weil man von ihm ­einen Kessel hat. Der Erstkontakt ist dadurch zwar zustande gekommen, im Beteiligungsprozess war er selbst aber nicht ­involviert. Wir haben uns das rein wirtschaftlich angeschaut.

Wie viel Prozent von KWB ge­hören jetzt der PDP Holding?
Walter: Wir streben prinzipiell Mehrheitsbeteiligungen an. Nur so kann man nachhaltig wirtschaften. Es geht uns nicht darum, ein paar Prozent zu erwerben und zuzuschauen, wie sich das Geld vermehrt. Wir investieren nur, wenn wir gemeinsam etwas bewegen können und nur wenn es die Partnerschaft von Seiten des Unternehmens auch braucht. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben. Bei KWB halten wir seit dem 9. September 2016 75 Prozent, der Rest ist bei den Alt-Gesellschaftern verblieben.

Sehen Sie KWB als Sanierungsfall?
Walter: KWB ist kein klassischer Sanierungfall. Hier ist aufgrund der Marktgegebenheiten eine Situation entstanden, in der sich etwas ändern musste. Wir stellen nun alle Dinge auf den Prüfstand und schauen uns gemeinsam die Prozesse an, um wieder Mehrwert reinzubringen.

Herr Stubenschrott, werden Sie auch unter den neuen Beteiligungsverhältnissen Geschäftsführer von KWB bleiben?
Erwin Stubenschrott: Es wäre verfrüht, das jetzt schon zu sagen. Wir stellen uns der Situation, denn wir brauchen auf mehreren Ebenen eine Neuausrichtung. Die äußere und innere Entwicklung war durchwachsen, manche Entwicklungsprojekte haben uns viel Substanz gekostet. Mir ist wichtig zu betonen, dass der Weg gemeinsam beschritten wird. Es tut gut, eine neue Außensicht zu bekommen. Nach 23 Jahren im Unternehmen hat man vielleicht schon einen etwas eingeengten Blick. Und letztendlich geht es nicht um meine Person, sondern um das Unternehmen KWB.

KWB beschäftigt 200 Mitarbeiter. Ist der Produktionsstandort in der Steiermark abgesichert?
Walter: Wir werden die Produktion natürlich nicht nach Japan übersiedeln. Aber zu allem anderen wäre es verfrüht, etwas zu sagen. Wir machen eine konstruktiv-kritische Bestandsaufnahme. Aber wir wollen hier kein Fragezeichen transportieren - wir wissen es einfach noch nicht. Es kann sein, dass wir mit 200 Mitarbeitern weitermachen, es kann sein, dass es 300 werden oder auch dass vorläufig reduziert werden muss.

Der Markt für Biomasse-Kessel ist derzeit stark unter Druck. Welche Perspektive haben Sie gesehen, als Sie sich für KWB entschieden haben?
Walter: KWB hat Pioniergeist. Wir haben uns nicht so sehr angeschaut, was derzeit die Produkte sind, denn die kann man an den Markt anpassen, sondern was ist das Know-how des Unternehmens. Der Energiemarkt ist immer spannend und derzeit im Umbruch. Wir wollen das Unternehmen in die richtige Richtung drehen. Die Bereitschaft ist bei KWB da.

Warum stecken die erneuer­baren Energien in Österreich, insbesondere Pellets, in einer hartnäckigen Krise?
Stubenschrott: Da gibt es einen bunten Strauß an Fak­toren, die bekannt sind und über die ich nicht viel Neues sagen kann. Da sind der niedrige Ölpreis, ein angespanntes wirtschaftliches Umfeld mit einer negativen Stimmung gegenüber Zukunftsinvestitionen, wobei oft auch nicht mehr genug Kapital vorhanden ist. Eine Biomasse-Heizung ist eine große Investi­tion, die man nicht einfach so aus dem Ärmel schüttelt. Wir haben die leidvolle Erfahrung gemacht, dass von 20 Kunden vielleicht ­einer dabei ist, der aus Überzeugung und aus Klimaschutzgründen eine Heizung mit erneuerbarem Energieträger kauft. Bei der Investition hört die Verantwortung für die Umwelt oft auf, und wir haben es leider nicht geschafft, die niedrigen Lebenszykluskosten von Pelletsanlagen ausreichend zu kommunizieren.

Sie haben kostspielige Entwicklungsprojekte angesprochen: Was ist da schief gegangen?
Stubenschrott: Wir haben offenbar zu viel Pioniergeist. Unser strategischer Fehler war es, zu viel in langfristige Risikoprojekte investiert zu haben. Für den Biomasse-Kessel mit Stirling-Motor ist wegen des sinkenden Strompreises und des Streichens von Förderungen für Kraft-Wärme-Kopplung einfach der Markt weggebrochen, kurz bevor er marktreif war. Wir wollen uns in Zukunft mit der Hilfe von PDP auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren.

Was wird das sein? Oder wird es in Zukunft eine KWB-Wärmepumpe geben?
Stubenschrott: Jeder weiß, dass unsere Kernkompetenz nicht die Wärmepumpe ist. Es gibt aber nun mal den Siegeszug der Wärmepumpe, da kann man auch langfristig nicht wegschauen. Wenn in den kommenden Jahren ­wegen EU- und OIB-Richtlinien nur mehr Häuser mit 3 bis 4 kW Heizlast gebaut werden, dann fliegt die Biomasse raus, das muss man klar sehen. Die Wärmepumpe hat da ihren berechtigten Platz. Für uns ist es eine Herausforderung, die wir prüfen.

Das Biomasse-Heizungslabel ab 2017 wird zwar qualitativ minderwertige Kessel kurzfristig vom Markt fern halten, aber die langfristigen Entwicklungen nicht verändern, oder?
Stubenschrott: Sie sagen es. Da wird ja nur etwas nachgezogen, was bei anderen Energieträgern schon umgesetzt wurde. Das Heizungslabel ist sicher ­eine Chance für Qualitätsanbieter gegen die Mogelpackungen, die uns Konkurrenz machen.

Wie viele Biomasse-Kesselhersteller ist KWB im Export sehr aktiv. War das ein Grund für die PDP, sich zu beteiligen?
Walter: Wir schauen uns auch das sehr genau an und fällen erst dann Entscheidungen. Auch hier ist eine große Bandbreite möglich. Davor müssen wir aber unsere Hausaufgaben machen.

Was sind diese Hausaufgaben? Zu einem modernen Heizungssystem gehören viele Komponenten. Ist es eine Ihrer Ideen, weitere Hersteller aus der Wertschöpfungskette zu übernehmen und Komplettsysteme anzubieten?
Walter: Wir schauen uns an, was man bei KWB selber ­machen kann, wofür man Partner braucht oder was man zukaufen kann. Ein großes Asset von KWB ist das starke Vertriebsnetz. Will man sich breiter aufstellen und Systeme statt Kessel auf den Markt bringen, ist das sicher ein Schlüssel für den Erfolg.

Was bedeutet das für den Installateur, den traditionellen Partner von KWB?
Stubenschrott: Wir haben eine grundsätzliche Positionierung als Qualitätsanbieter mit einer breiten Produktpalette, bei dem besonders die Kombikessel und die großen Pellets-Anlagen sehr gut laufen, und bieten den Kunden über unsere Partner-Installateure Gesamtlösungen an. Das ändert sich ja nicht. ­Unsere Installateure sind aber vorbereitet, dass wir uns strategisch neu ausrichten. Wie genau das aussehen wird? In diese Entscheidung sind auch etliche Installateue über Arbeitsgruppen mit eingebunden, in denen wir unsere Ideen mit den Marktpartnern diskutieren. Aus meiner Sicht wird die Beteiligung der PDP Holding bei unseren Partnern zu 100 Prozent positiv wahrgenommen.
Walter: Wir arbeiten intensiv an der neuen Strategie für KWB. Wir haben viele Ideen und gehen dabei möglichst schnell vor, weil die Notwendigkeit einfach da ist, rasch eine solide Basis zu erreichen.
Stubenschrott: Das kann ich bestätigen - die Effizienz und Professionalität der PDP tut uns sehr gut!

Ein Überschneidungspunkt des Namens Porsche mit der Biomasse-Kompetenz von KWB wären die Holzvergaser-Motoren, mit denen noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts Fahrzeuge angetrieben wurden. Wird es ein Biomasse-Auto geben?
Stubenschrott: Möglich wäre vieles, aber das wäre genau die alte KWB, die sich in Risikoprojekten verzettelt. Wir haben daraus gelernt und unsere Wunden heilen langsam. Momentan geht es darum, unsere Kompetenzen zu stärken. Wir wollen wieder ein Schnellboot sein, nicht ein Tanker. Dafür muss jeder im Untenehmen Verantwortung übernehmen.

Lesen Sie das Interview im Heft auf Seite 16 der aktuellen Ausgabe 10/2016!

 


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