Klima-Lüftung

Sauber, effizient und standardisiert

Quelle: HBL Haidinger
Quelle: HBL Haidinger

Damit Lüftungssysteme hygienisch und im Sinne des Klimaschutzgesetztes auch energieeffizient betrieben werden können, spielt eine regelmäßige Reinigung der Luftleitungssysteme eine wichtige Rolle.

von: Redaktion

So die Theorie. In der Praxis wurde die Reinigung und Hygiene bisher oft vernachlässigt. Um dies zu ändern, wurde nun in einer deutsch-österreichisch-schweizerischen Zusammenarbeit der erste technische Standard für die Dienstleistung Lüftungsreinigung ausgearbeitet.
Geht es um hygienische und gesundheitlich zuträgliche Innenraumluftbedingungen sind dichte Luftleitungssysteme (z. B. mit Hilfe des Aeroseal-Verfahrens) sowie deren regelmäßige Reinigung (z. B. mit den Reinigungssystemen des Weltmarktführers LIFA Air) eine wichtige Grundvoraussetzung. Während die Dichtheit von Luftleitungssystemen nicht zuletzt durch Förderungen im Rahmen des Corona-gerechten Umbaus von RLT- und Lüftungsanlagen sowie des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) etwas mehr in den Fokus rückt, ist die Reinigung bisher immer noch ein Stiefkind der Lüftungstechnik. So muss ein Gewerk gesäubert werden, welches das Gesamtergebnis vieler am Prozess beteiligter Akteure, wie Planer, Spediteur, Installateur, Trockenbauer, Architekt etc. darstellt und bei dem alle Versäumnisse aus Planungs-, Liefer-, Lager-, Montage- und Bauphase zusammenlaufen. Während die Leistungen von Planer, Monteur und Co. genau definiert und mittels einer Ausbildung erlernbar sind, ist dies verrückterweise bei der nach DIN EN 15780 vorgeschriebenen Lüftungsreinigung nicht der Fall. Statt einem standardisierten Skript, das als Lehrbasis dient, müssen Lüftungsreiniger ihre Kenntnisse aus der Erfahrung sammeln. Sprich, eine Tätigkeit, die höchste Ansprüche an die ausführenden Unternehmen stellt, muss beim Kunden erlernt werden.

Technischer Standard für die Branche
Um dies zu ändern und Lüftungsreinigern eine Grundlage in Form technischer Regelwerke und Vorgaben an die Hand geben zu können, wird aktuell der erste technische Standard für die Dienstleistung Lüftungsreinigung ausgearbeitet. Ergebnis der deutsch-österreichisch-schweizerischen Zusammenarbeit wird das neue Blatt 8 der Richtlinienreihe VDI 6022 sein, dessen Veröffentlichung Anfang 2022 als Weißdruck unter der Bezeichnung VDI/ÖFR/SWKI 6022 Blatt 8 „Lüftungsreinigung“ geplant ist. Ab dann wird erstmals ein technisches Regelwerk für die Dienstleistung Lüftungsreinigung vorliegen. Dieses kann Auftraggebern und Auftragnehmern als standardisierte Basis für eine zielführende und seriöse Zusammenarbeit dienen. Vor allem aber stellt das neue Regelwerk, welches auf dem Grundlagenpapier RSOE 6000 des ÖFR (Österreichischer Fachverband für Raumlufttechnik) basiert, für Planer und Bauherren eine dringend benötigte Hilfestellung dar. Eine Hilfestellung für eine Leistung, die seit langem erbracht werden muss, für die es aber bislang weder Regelwerke noch eine Anleitung für ein Reinigungskonzept gab, welches im Zuge der Planungsphase erstellt und in der Betriebsphase konsequent umgesetzt werden soll.

Sensibilisierung für Raumlufttechnik
Eine daraus folgende Konsequenz ist, dass sich am Markt der Irrglaube etabliert hat, dass erschwerte Bedingungen für den Lüftungsreiniger vom Planer verursacht werden. Dies entspricht jedoch nur selten der Wahrheit. Meist sind schlecht zugängliche und damit schwieriger zu reinigende RLT- und Lüftungsanlagen das Ergebnis einer Reihe von Versäumnissen in der Bauphase. Verursacher sind oftmals die Bauaufsicht habende Generalunternehmer oder Bauherren, die der Raumlufttechnik eine untergeordnete Rolle zusprechen und sich damit wenig um ein durchgängig sachgemäßes Handling kümmern. Dies zu ändern, und Generalunternehmer sowie Bauherren für das Thema Raumlufttechnik und deren Stellenwert in Bezug auf Hygiene, Brandschutz, Energieeffizienz und Betriebskosten zu sensibilisieren, wäre daher ein wichtiger Punkt. In Schulungen gemäß VDI 6022 Kat. A bzw. Schulungen gemäß RSOE 6000 werden Kenntnisse zum Thema „Instandhaltung und Reinigung von RLT-Anlagen“ vermittelt. Diese können Planer und andere Experten bei Auftraggebern nutzen, um die
unvermeidbaren Konsequenzen aufzuzeigen, die sich ergeben, wenn die Forderungen der Richtlinie VDI 6022 Blatt 1 in punkto der Hygiene der lufttechnischen Komponenten missachtet werden. Sind der Bauaufsicht die negativen Auswirkungen eines nicht sachgemäßen Handlings lufttechnischer Komponenten bewusst (z. B. müssten lüftungstechnische Komponenten, angefangen bei der Lieferung auf die Baustelle über die Lagerung und Montage bis zur Endabnahme, mittels sorgfältig abgeklebter Öffnungen sicher vor Schmutz, Dreck und Staub geschützt werden), steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Budget für eine kompromisslose Erfüllung, der in der Richtlinie VDI 6022 Blatt 1 enthaltenen Forderungen, freigegeben wird. Zugleich ist davon auszugehen, dass Bauherren von allen am Gewerk RLT- oder Lüftungsanlage Mitwirkenden vermehrt die Einhaltung der VDI 6022 einfordern.

Kommunikative Übergabe
Ein wichtiger Punkt ist auch die Abkehr von einer bisher oft eher kommunikationsarmen Zusammenarbeit verschiedener am Gewerk RLT- oder Lüftungsanlage Beteiligter. Statt einer Übergabe à la „Stille-Post“, die in der Praxis zu RLT- und Lüftungsanlagen führt, die nicht der Planung entsprechen, sollte die Bauleitung oder ein speziell dafür vorgesehener Experte dafür Sorge tragen, dass sämtliche Gewerke und Beteiligten offen miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Idealerweise übernimmt ein Experte (oder die Bauleitung) auch die Koordination aller am Gewerk Raumlufttechnik Beteiligter, wie Planer, Spediteure, Installateure, Trockenbauer etc. Dadurch könnte vermieden werden, dass sich einzelne Dienstleister aufgrund einer mangelnden Koordination und Kommunikation gegenseitig torpedieren oder die Schuld an Versäumnissen zuschieben, die dann oftmals erst während des Betriebs erkannt werden. Stattdessen würde der Koordinator und Hauptverantwortliche den gesamten Prozess, von der Planung bis zur Übergabe der RLT-Anlage, interdisziplinär begleiten, die Zwischenergebnisse kontrollieren und von allen am Prozess Beteiligten die Verantwortung für ihren Beitrag am Gesamtwerk RLT- oder Lüftungsanlage einfordern. Potenzielle Mängel könnten dadurch früher erkannt und beseitigt werden, statt während der Betriebsphase, der Instandhaltung oder der Lüftungsreinigung zum Vorschein zu kommen. Werden alle Schritte zusätzlich in einer Baudokumentation festgehalten, könnte diese bei der Endabnahme zusammen mit sauberen RLT- oder Lüftungsanlagen den Bauherren übergeben werden.

Praxis-Tipps1
• Die Abnahme einer RLT-Anlage nach Errichtung sollte von einem unabhängigen Fachmann durchgeführt werden. Das Mittel zur Qualitätssicherung lautet Hygiene-Erst-Inspektion gemäß VDI 6022.
• Revisionsöffnungen für die Reinigung von Luftleitungen sind nicht zwangsläufig in der Montagephase zu schaffen. Jedoch sind Anzahl und Position der Revisionsöffnungen in der Planungsphase zu bestimmen.
• Gebäudetechnik, -ausstattung und Architektur müssen in Bezug auf die Zugänglichkeit von Luftleitungen abgestimmt werden.
• Sinn und Zweck einer Lüftungsreinigung ist die Herstellung des gesetzeskonformen Zustandes der gesamten RLT-Anlage hinsichtlich Hygiene und Brandschutz. Nichts Geringeres sollten Auftraggeber vom Lüftungsreiniger Ihrer Wahl verlangen.
• Bevor eine Reinigung durchgeführt wird, sollte eine hygiene- und brandschutztechnische Inspektion erfolgen. Die Inspektion bildet die Grundlage für Bestandsaufnahme, Bedarfserhebung, Projektplanung und letztlich für den Reinigungserfolg.
1 von Remus Marasoiu, akad. IM, Geschäftsführer RLQ Medien GmbH, ÖFR Präsident und Stellvertretender Ausschussvorsitzender VDI 6022 Blatt 8 „Reinigung“

Interview mit Remus Marasoiu, akad. IM, Geschäftsführer RLQ Medien GmbH, ÖFR Präsident und Stellvertretender Ausschussvorsitzender VDI 6022 Blatt 8 „Reinigung“

Warum gibt es so große Preisunterschiede am Lüftungsreinigungs-Markt?
Die Qualität und der Leistungsumfang einer Lüftungsreinigung sind die preisbildenden Faktoren. Diese beiden Faktoren werden aufgrund der noch fehlenden Standards für die gewerbliche Lüftungsreinigung von jedem Reinigungsunternehmen frei interpretiert. Die Vorgabe eines klaren Reinigungsziels (z. B. Herstellung des gesetzeskonformen Zustands hinsichtlich Hygiene und Brandschutz) kann Abhilfe verschaffen.
Wie oft sollte eine Kontrolle von RLT-Anlagen durchgeführt werden?
Eine Kontrolle von RLT-Anlagen ist laufend durchzuführen. Je nach Baugruppe und Anlagenabschnitt ist vom betriebsinternen Personal teilweise monatlich zu kontrollieren (z. B. zentraler Luftbefeuchter). Eine vollumfängliche Hygieneinspektion ist alle zwei bzw. drei Jahre (je nachdem ob mit oder ohne Luftbefeuchter-Einheit ausgestattet) durchzuführen.
Aus welchen Schritten besteht eine RLT-Reinigung typischerweise?
Eine RLT-Reinigung sollte im Normalfall mit der Motivation des Anlagenbetreibers beginnen, den gesetzeskonformen Zustand hinsichtlich Hygiene und Brandschutz herzustellen. Transparente und individuelle Bestandsaufnahme, Bedarfsermittlung und Projektplanung sind elementare Erfolgsfaktoren für eine professionelle Reinigung. Eine exakte Erläuterung des Prozessablaufs einer typischen Lüftungsreinigung ist aktuell nur im RSOE 6000 zu finden sowie ab dem Frühjahr 2022 in der Richtlinie VDI/ÖFR/SWKI 6022 Blatt 8 „Lüftungsreinigung“.


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