Nur wenige Monate nach Veröffentlichung der österreichischen Klimabilanz zeichnen aktuelle Zahlen zum Heizverbrauch ein verheerendes Bild: Mit 199.965 Terrajoule (TJ) ist der Heizenergieeinsatz der Österreicher so hoch wie noch nie seit Messbeginn 2004 und entspricht in etwa dem Jahresenergieverbrauch der 15-Millionenmetropole Mumbai – Strom, Industrie und Verkehr inkludiert. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ohne effizientere Heizsysteme lässt sich der Klimawandel nicht bekämpfen.
Anstatt zu sinken ist der österreichische Heizenergieeinsatz im Vergleich zu 2015/16 um 9.116 TJ bzw. 3,3 Prozent gestiegen und nahm damit deutlich stärker zu als die Anzahl der Haushalte (+1,3 Prozent). Regional betrachtet konnte dieser Trend in allen Bundesländern mit Ausnahme von Salzburg beobachtet werden. „Wir dürfen unsere Zukunft nicht verheizen! Gerade im Hinblick auf die österreichische Klimabilanz müssen wir endlich handeln und unseren Energieverbrauch mittels effizienterer Heizsysteme reduzieren“, unterstreicht Andreas Rotter, Obmann des Zukunftsforums SHL und Salzburgs Installateur-Landesinnungsmeister.
„Heizung und Warmwasser allein sind bereits für 25 Prozent der CO2-Emissionen Österreichs verantwortlich“, fügt Rotter hinzu. „Bis 2030 muss Österreichs Jahresbilanz rund 3,1 Millionen Tonnen weniger Emissionen im Wärmesektor aufweisen. Die Modernisierung einer veralteten Heizanlage und dem Einbau einer effizienten Warmwasseraufbereitung in einem Wohngebäude, gegebenenfalls in Verbindung mit der Dämmung der oberen Geschoßdecke, kann den CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent reduzieren. Gleichzeitig reduzieren sich die Heizkosten um bis zu 44 Prozent.“
Spitzenreiter im Verbrauch ist Oberösterreich (+ 2.490 TJ), gefolgt von Tirol (+ 1.853 TJ), der Steiermark (+ 1.732 TJ), Kärnten (+ 1.450 TJ), Niederösterreich (+ 969 TJ), Wien (+ 335 TJ.), dem Burgenland (+ 314 TJ) und Vorarlberg (+ 190 TJ). Nur in Salzburg nahm der Haushaltsenergieverbrauch um 16 TJ ab. Anders als in den Vorjahren ist bei allen Energieträgern eine Verbrauchssteigerung zu beobachten. Als Einflussfaktoren können klimatische Verhältnisse angeführt werden, die sich in den kommenden Jahren potentiell verstärken dürften. Mit der globalen Erderwärmung nehmen auch extreme Wetterverhältnisse zu, wie z.B. Kältewellen in Mitteleuropa. Während in der Vergangenheit die Atmosphäre über der Arktis durch den Jetstream relativ isoliert war, sorgt nun ein verringerter Temperaturunterschied zu südlicheren Regionen für ein Abschwächen des Windes, sodass kalte Polarluft immer häufiger nach Europa gelangt und den Heizbedarf steigen lässt.
Martin Hagleitner, stv. Obmann des Zukunftsforums SHL und Vorstand Austria Email: „Eine Optimierung der Energieberatung in Form von Qualitätskriterienwäre wünschenswert. Auch steuerliche Begünstigungen im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung auf Eigenheime, Eigentumswohnungen sowie Mietwohnungen und die Verkürzung der Abschreibungsdauer bei Instandsetzung von Gebäuden dürfte den Sanierungshunger der Österreicher im Zeichen des Klimaschutzes neu entfachen."