In Österreich werden derzeit etwa 20 Prozent aller neu errichteten Wohneinheiten mit kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Mit der Verbreitung dieser Technologie wurden immer wieder Fragen der Langzeithygiene, der Reinigbarkeit und den damit verbundenen Kosten aufgeworfen, konnten aber bislang nicht fundiert beantwortet werden. In der Branche hat man die Thematik vermieden oder sogar verdrängt. Mit dieser überwiegend defensiven Herangehensweise konnten Vorbehalte gegenüber der hygienischen
Situation bei Lüftungsanlagen nicht ausreichend entkräftet werden.
Was sagen Normen zur Reinigung?
Die ÖNORM H 6038 für kontrollierte Wohnungslüftungen mit Wärmerückgewinnung fordert eine Reinigung und Instandhaltung nach Bedarf und verweist auf die ÖNORM H 6021 – Reinhaltung und Reinigung. Anhand der Normaussagen lassen sich jedoch keine konkreten oder zeitlich verbindlichen Vorgaben ableiten. In der Ende 2011 erschienenen ÖNORM EN 15780 „Luftleitungen – Sauberkeit von Lüftungsanlagen“ wird erstmals der Ansatz einer quantitativen Messung der Stauboberflächendichte in g/m3 zur Beurteilung der Sauberkeit von luftführenden Bauteilen verfolgt. Für eine hygienische Beurteilung ist jedoch grundsätzlich nicht nur die Ablagerungsmenge, sondern vielmehr die Art der Ablagerung von Bedeutung. Die Stauboberflächendichte und die daran gekoppelte „Sauberkeitsklasse“ sind ein erster, für Wohnraumlüftungen durchaus zweckmäßiger Ansatz, um den Reinigungsbedarf objektiv und rasch beurteilen zu können.
Mit dem Projekt „Zukunftstaugliche Komfortlüftungssysteme im Spannungsfeld von Hygiene und Kosten“, das im Rahmen der Programmlinie „HAUS der Zukunft plus“ durchgeführt wurde, ist man den wichtigen Fragestellungen der Hygiene, der Reinigbarkeit und den Kosten nachgegangen. Für die Untersuchung wurden österreichweit 18 Anlagen herangezogen, die vorwiegend im großvolumigen Wohnbau zwischen 5 bis 16 Jahren durchgehend in Betrieb waren.
Sehr positive Hygieneergebnisse
Zunächst zeigen die Luftmessungen eine deutliche Verringerung des Feinstaubanteils in der gefilterten Zuluft im Vergleich zur Außenluft. Gleichzeitig kann nur mehr ein sehr kleiner Anteil der in der Außenluft vorkommenden Hefe- und Pilzsporen am Zuluftdurchlass nachgewiesen werden. In den untersuchten Anlagen konnte keine Quelle von gesundheitsbeeinträchtigenden Mikroorganismen nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse lassen erwarten, dass sich die über die Anlage zugeführte Außenluft gesundheitlich positiv auf die Menschen auswirkt. Bewertet man den Staubansammlungsgrad nach der ÖNORM EN 15780, weisen viele Anlagen im Zuluftbereich aufgrund der Anforderungen der Sauberkeitsklasse „mittel“ bereits eine grenzwertige Menge an Ablagerungen auf, wobei ein Großteil der Verschmutzungen offensichtlich noch aus der Bauphase stammen. Daraus lässt sich ableiten, dass der Reinhaltung, von der Lagerung bis zur Inbetriebnahme der Anlage, mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.
Der gesamte Artikel ist in Ausgabe 9/2013 ab Seite 56 erschienen.