Die Seethalerhütte ist die höchstgelegene Hütte im Dachsteingebirge. Sie ist ein wichtiger Stützpunkt für Bergretter, aber auch Schutzhütte für Alpinisten, die den Dachstein über Kletterrouten, Klettersteige und Gletscherwege besteigen. Schäden an der Bausubstanz und die Gefährdung des jetzigen Standorts durch den Rückgang des Permafrosts machten einen Ersatzbau unausweichlich. Mit dem aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangenen Siegerprojekt ging der Alpenverein Austria auch baulich neue Wege. Welchen Anforderungen muss eine Schutzhütte heutzutage genügen? Sind Funktionalität, Umweltfreundlichkeit und Ästhetik im Hüttenbau Widersprüche? Fragen, mit denen sich die Wiener Alpenvereinssektion Austria intensiv auseinandergesetzt hat, um, ihrem Auftrag folgend, optimale Lösungen für den Schutzhüttenbau, diesmal konkret für den Bau der Seethalerhütte, zu finden.
Langlebiger, nachhaltiger, technisch auf dem neuesten Stand
Moderne Architektur in den Alpen ist für viele ungewohnt. Zum Bild einer alpinen Landschaft gehören meist rechteckige Satteldachhütten aus Holz. Diese sind aber leider weder ökologisch noch ökonomisch nach-haltig. Der Einsatz moderner Formen und Materialien beim Bau macht die Schutzhütten im hochalpinen Raum langlebiger und robuster gegen Wind und Wetter. Mit einer neuartigen Hüttentechnik lebt der Alpenverein pionierhaft den Umwelt- und Naturschutz in den Alpen.
Tricky: die Gebäudetechnik
Die große Herausforderung bei Projekten in alpinen Lagen ist in erster Linie die Logistik. Alpin-Installateur Ing. Albert Hierzenberger hat das Projekt von Anfang bis Ende, durch Sonne und Eis, begleitet: "Es ist gar nicht so einfach, das richtige Produkt in ausreichender Menge zur richtigen Zeit an den rich-tigen Ort zu bringen, wenn man dabei nur Hubschrauber zur Verfügung hat. Außerdem muss man damit zurechtkommen, nicht alle üblichen Mittel zur Verfügung zu haben bzw. bei der Umsetzung kurzfristig zu improvisieren. Neue Probleme und Fragen ergaben sich aus der exponierten Lage, zum Beispiel: Gibt es Wasser? Oder Strom? Wie entsorgt man das Abwasser? Und so weiter. Schlussendlich fand sich für alles eine Lösung, aber man muss eben auch sehr flexibel sein. Dahingehend gilt mein Dank ganz besonders -meinem Bruder Herbert und meinen Mitarbeitern, die vor Ort Unwahrscheinliches geleistet haben." In der neuen Seethalerhütte wurden folgende Komponenten verbaut: ein ETA-Pelletszentralheizungskessel, eine Wandheizung, Heizwände und Konvektoren sowie ein 6.000-Liter-Regenwasser--Speichertank inklusive Filterung und BWT-Entkeimung mittels UV-Lichttechnik. Ein Edelstahltank mit 10.000 Litern Inhalt speichert das Abwasser. Für die Abwärme des Blockheizkraftwerks (BHKW) bzw. der Überschusswärme aus dem Heizkessel oder der Überschussleistung aus der Photovoltaikanlage wurde ein 3.000-Liter-Schichtpufferspeicher installiert. Hierzenberger: "Ich erinnere mich noch genau an den Beginn der Planung, und den ersten Lokalaugenschein: der herrliche Ausblick, die widrigen Wetterbedingungen sowie die Kraft der Natur auf dieser Höhe."
Den ungekürzten Bericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe 10/2018 auf Seite 36-37.