Urlaubsreisen können sehr gut für sanitäre und heizungstechnische Studien zweitverwertet werden. Wenn Sie also die Grenzen Österreichs hinter sich lassen, werfen Sie einen Blick darauf, was die Installateur-Kollegen aus aller Welt denn da so bauen. Ich wage zu behaupten, dass Sie dann nicht nur vom Urlaubsfrieden entspannt zurückkommen, sondern auch wieder glücklich und zufrieden darüber sind, dass Sie in Österreich in dieser Branche arbeiten dürfen.
Je weiter man zum Beispiel von uns aus gesehen Richtung Süden kommt, desto häufiger trifft man auf alte Hock-Klos und desto häufiger wird an den paar kühlen Tagen im Jahr einfach die billige Klimaanlage umgeschalten, die der Elektriker dort an die Wand geschraubt hat, wo gerade noch Platz war, und bläst ein bisserl warme Luft in den Raum. Richtung Westen, auf den britischen Inseln, halten die traditionsbewussten und auf den Händen offenbar schmerzunempfindlichen Kelten eisern an zwei Wasserhähnen auf den Waschbecken fest: Aus dem einen kommt kochend heißes, aus dem anderen kaltes Wasser. In der Dusche werden simpelste elektrische Durchlauferhitzer installiert, und über die Heizungen brauchen wir erst gar nicht zu reden in einer Weltgegend, in der Männer ab 10 °C in kurzen Hosen herumlaufen. Überschreitet man Richtung Norden die Weißwurstgrenze und den Öresund, erlebt man skandinavische Wunder. Da werden Rohre grundsätzlich über Putz verlegt, weil es einfacher ist. Statt Fliesen sind die Bäder mit wasserfesten Folien ausgekleidet, und so schlichte Brauseköpfe gibt‘s bei uns nicht mal mehr beim Eduscho. Es ist kein Zufall, dass Ikea aus dem zweckmäßig-nüchternen Schweden kommt. Und Richtung Osten, da lassen sich sogar vierstufige Vertriebsmodelle entdecken. Das funktioniert so, dass ein größerer Installateur (also einer mit drei oder vier Mitarbeitern) beim Großhändler Ware kauft und bei sich lagert, und die Ein-Mann-Betriebe fahren bei ihm vorbei und holen sich, was sie gerade für den Tag brauchen. Oder der Kunde kauft die Keramiken gleich selber im Shop irgendeines Händlers und stellt sie dem Handwerker auf die Baustelle zum Einbauen.
Nirgends auf der Welt ist das Niveau der Installationstechnik so hoch wie in Österreich (die Schweiz und Süddeutschland meinen wir der Einfachheit halber gleich mit). Nirgends sind die technischen Anforderungen, die Preise und die Deckungsbeiträge für die Handwerker so hoch. Ja, es gibt auch bei uns viele Gründe, zu Recht unzufrieden zu sein. Aber wenn Sie schon mal auf Urlaubsreise sind, schauen Sie sich um. Und sollten Sie einige in diesem Sinne haustechnisch interessante Dinge entdecken: Ich freue mich, wenn Sie ein Foto machen und es mir mit ein paar erklärenden Zeilen schicken: klaus.paukovits@bohmann.at – ja, und einen schönen Urlaub wünsche ich Ihnen auch natürlich!
Wir wünschen einen angenehmen Sommer und informationsreiches Schmökern mit der aktuellen Ausgabe 7-8/2015!