7-8a/2020

Ein Leben für die Bioenergie

PROPELLETS AUSTRIA
Dr. Christian Rakos.
PROPELLETS AUSTRIA

Anfang Mai 2020 wurde Dr. Christian Rakos, Vorstandsmitglied des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) und Geschäftsführer von proPellets Austria, zum neuen Präsidenten des Welt-Bioenergieverbands (WBA) gewählt.

von: Ursula Wastl

Christian Rakos hat sich sein ganzes Berufsleben mit der Nutzung erneuerbarer Energie befasst. Zunächst am Institut für Technologiefolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wisseschaften, dann bei der Österreichischen Energie-Agentur und schließlich als Geschäftsführer des österreichischen Pelletsverbands. Rakos war auch Gründungspräsident des Europäischen Pelletverbands sowie Vorstandsmitglied im Forum österreichischer Wissenschaftler für den Umweltschutz und in der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik. Er ist weiters im Vorstand des österreichischen Biomasseverbands und des Dachverbands Erneuerbare Energie Österreich aktiv und bleibt weiterhin der Geschäftsführer von proPellets Austria. Mit uns sprach er im folgenden Interview über die spannenden Themen neue Technologien, Hybridsysteme, Angebot und Nachfrage bei Pellets und vieles mehr.

Sie sind der neue Präsident des Welt-Biomasseverbands – was können Sie in dieser Position bewirken, welche Agenden hat der Welt-Biomasseverband?
DR. CHRISTIAN RAKOS: Den Welt-Biomasseverband gibt es nun seit zwölf Jahren. Er wurde gegründet, um das Thema der Bioenergie in internationalen Gremien wie auf der Ebene der UNO im Rahmen der Klimakonferenzen oder anderen internationalen Organisationen zu vertreten. Das ist wichtig, weil Bioenergie rund 13Prozent der Endenergie bereitstellt, die weltweit genutzt wird. Das sind über 70 Prozent des gesamten Beitrags, den erneuerbare Energien insgesamt liefern. Bioenergie hat damit eine Schlüsselrolle für den Klimaschutz, und die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass Bioenergie bis 2050 der bedeutendste Energieträger sein wird. Für mich persönlich ist die neue Rolle eine überaus spannende Bereicherung, die viele neue Kontakte und Vernetzungsmöglichkeiten bietet. Da die Bioenergienutzung derzeit einen rasanten technischen Fortschritt erlebt, sind der Austausch und das Voneinander-Lernen vielleicht die wichtigsten Funktionen der World Bioenergy Association.

Neue Technologien bei Biomasse, Pellets und Holz: Was hat sich getan?
RAKOS: Die neueste Entwicklung, auf die wir sehr stolz sind und die kurz vor der breiten Markteinführung steht, ist die praktisch emissionsfreie Pelletheizung. Mehrere heimische Hersteller haben es geschafft, die Emissionen von Staub, Ruß und Kohlenmonoxid unter die Grenze der Messbarkeit zu drücken. Ein Thema, das mich international besonders fasziniert, ist die Entwicklung von Pelletkochherden für Entwicklungsländer. Pellets aus landwirtschaftlichen Reststoffen können mit diesen Herden sauber und ohne Rauchentwicklung verbrannt werden. So kann das Abholzen der Wälder verhindert und eine nachhaltige Bioenergienutzung gewährleistet werden. Man könnte diese Herde natürlich auch bei uns nutzen, zum Beispiel beim Camping als Ersatz für Propangaskocher.

Hybridsysteme – welche Kombinationen funktionieren bei der Wärmeerzeugung am besten?
RAKOS: Die Frage, die man sich hier stellen muss, ist: Was bringt dieses System technisch und ist es leistbar? Technisch sinnvoll und leistbar ist zum Beispiel die Kombination einer Luftwärmepumpe mit einem Pelletkaminofen. Dieser bringt eine wesentliche Komfortverbesserung und erhebliche Stromersparnis, wenn es sehr kalt ist. Sinnvoll ist auch im städtischen Bereich die Kombination von Erdgas und Wärmepumpe dort, wo es keine Fernwärmeversorgung gibt. Für Augenauswischerei halte ich die Kombination von Ölheizungen mit Solarenergie.

Wie reagiert der Konsument auf das momentane Bioenergie-Angebot? Wird die Nachfrage größer?
RAKOS: Ja, ganz deutlich. Der Markt hat sich konsolidiert, vor drei Jahren kam es zu einem Wendepunkt , letztes Jahr hatten wir plus 30 Prozent bei verkauften Kesseln und auch heuer wird es trotz Corona einen Zuwachs geben. In Österreich gibt es zurzeit sehr großzügige Förderungen, bis zu 10.000 Euro lassen sich so beim Kauf einer Bio- Energieheizung einsparen. Nach Corona wird hier sicher wieder gespart werden, der richtige Zeitpunkt, um in eine erneuerbare Wärmeerzeugung zu investieren, ist also genau jetzt!

Raus aus Öl: Ist das für alle praktikabel?
RAKOS: Ich denke ja. Der Energieträger Heizöl ist am Ende und wird voraussichtlich auch durch gesetzliche Rahmenbedingungen zügig vom Markt verschwinden. In den meisten Fällen können Pellets einen einfachen und wirtschaftlichen Ersatz für Öl­heizungen bieten. Durch die hohen Förde­rungen ist auch das Thema der hohen Anfangsinvestitionen weg. Die laufenden Kosten waren in den letzten 15 Jahren ohne­hin immer deutlich niedriger als bei Heizöl, zeitweise haben Pellets nur halb soviel ge­kostet wie Heizöl.

Versorgungssicherheit: Wie lange reicht Bio­masse/Pellets? Ab welcher Abnahmemenge wäre das Ende erreicht?
RAKOS: Wir erzeugen in Österreich heuer in 40 Werken rund 1,5 Millionen Tonnen Pel­lets, 0,5 Millionen Tonnen exportieren wir. Eine Verdoppelung der Pelletproduktion wäre mit den vorhandenen
Sägenebenpro­dukten möglich. Dazu kommt die Tatsache, dass der Klimawandel zu einem enormen Schadholzanfall führt und den Ersatz der Fichte durch Baumarten erzwingt, die gegen Hitze und Trockenheit resistent sind. Das erhöht die Rohstoffverfügbarkeit weiter.

Lesen Sie das ungekürzte Interview auf Seite 48 der aktuellen Ausgabe 7-8a/2020 oder als e-paper am AustrianKiosk!


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