Klima-Lüftung

Besser lernen, weniger Energieverbrauch!

Drexel und Weiss (2)
Schulklassen-Lüftungsgerät in Möbel integriert – Volksschule Rohrbach (Dornbirn).
Drexel und Weiss (2)

Es ist nicht mehr wegzudiskutieren: Unsere Sommer werden immer wärmer. Hitzeperioden treten häufiger auf und werden intensiver. Von Mai bis September sind Außentemperaturen an der Tagesordnung, die Lehrende wie Lernende zum Schwitzen bringen.

von: Christof Drexel

Aber der Reihe nach. Gute Luft war in Schulklassen schon immer Mangel­ ware. Wenn sich 20 bis 30 Personen in einem 60 m2 großen Raum aufhalten, kann das gar nicht anders sein; zumindest nicht ohne ad­äquate Maßnahmen. Die zunehmende Dicht­heit moderner Gebäude ist nicht das Problem, sie verschärft es allenfalls. Und Fenster­lüftung ist in diesem Kontext ein Lösungs­ansatz, der rasant an Akzeptanz verliert: Wir tolerieren den Diskomfort bei offenen Fenstern und Minusgraden einfach nicht mehr. Eine mechanische Lüftungsanlage ist also ein Muss – aber auch ein Segen, wie wir noch sehen werden. Nachdem die generelle Notwendigkeit klar ist, stellt sich eine Reihe von Fragen: Wie viel Luft wird gebraucht? Wie wird die Luftmenge geregelt? Zentrale oder dezentrale Ge­räte? Wie viel Lüf­tungswärme kann zurückgewonnen werden? Wie viel elektrische Energie wird hierfür ver­braucht? Wird es dann nicht zu trocken und gibt's das Ganze auch „in leise“?
Bei der Dimensionierung der Anlage soll­ te man es nicht übertreiben. In der Wohn­raumlüftung gelten pro Person 30 m2/h als Maßstab; es sind aber auch Küchen, Bäder und WCs zu entlüften. Für Volksschulen ge­nügen pro Kopf in der Regel 20 m2/h, bei den älteren Kindern oder Jugendlichen kann man auf 25 m2/h erhöhen. Viel wichtiger ist eine geeignete Regelung. Zeitschaltuhren werden den wechselnden Belegungen ebenso wenig gerecht wie Anwesenheitssensoren. Die manuelle Wahl von Lüfterstufen funktioniert bei interessierten Lehrpersonen zum Teil, üblicherweise läuft die Anlage aber entweder zu oft (bei akustisch gut gebauten Geräten) oder zu wenig. Die besten Erfahrungen wer­den mit Bedarfsregelungen gemacht – CO2 dient dabei als guter Indikator für die mensch­ lichen Emissionen. Der Überwachungs­betrieb sorgt in leeren Klassen für einen minimalen Grundluftwechsel; sobald beliebig viele Schüler für einen Anstieg des Kohlen­dioxids sorgen, wird mit der richtigen Luft­ menge gelüftet.

Zentrale Wohnraumlüftung
Die Realisierung einer zentralen Lüftungs­anlage ist grundsätzlich möglich, in der Praxis sprechen aber meist zwei Gründe dagegen: Die relativ voluminösen Lüftungskanäle müs­ sen irgendwo untergebracht werden – bei energieeffizienter, heißt druckverlustmini­mierter, Ausführung sind diese Kanäle nicht „relativ“, sondern „sehr“ voluminös. Darüber hinaus sorgen Brandschutzvorgaben meist für hohe Kosten bei der Peripherie von zen­tralen Systemen.

Dezentrale Wohnraumlüftung
Dezentrale Systeme bieten demgegenüber den Vorteil der Standardisierung: Die Lüf­tungsanlage ist kein Unikat, das individuellen Fehlern zum Opfer fallen kann. Das dezen­trale Gerät wurde einmal entwickelt, opti­miert, akkreditiert geprüft, zertifiziert und danach industriell gefertigt. Planer und Aus­ührende dürfen sich auf die publizierten Qualitäten verlassen.

Bei den verhältnismäßig kleinen Lüftungs­ geräten werden mühelos Wärmebereitstel­lungsgrade von 80 bis 85 Prozent erreicht, was ein hohes Maß an Heizenergie einspart. Im Übrigen hilft es auch im Sommer, wenn die frische, aber heiße Außenluft mit Hilfe der Wärmerückgewinnung möglichst stark abgekühlt werden soll. Das Gerät befindet sich direkt in der Schulklasse, dadurch sind keine Zu­ und Abluftleitungen erforderlich, und auch die Leitungen ins Freie können in mini­ maler Länge gehalten werden. Die Druckver­ luste sind deshalb auf das (optimierte) Gerät beschränkt, wodurch eine sehr gute Strom­ effizienz erreicht wird: Während bei zentralen Anlagen meist mit Werten um 0,45 Wh/m2 gearbeitet werden muss, kommen dezentrale Geräte mit der Hälfte aus. Da die Anlagen üblicherweise nur 1.000 bis 1.500 Stunden pro Jahr betrieben werden, ist der daraus resultierende Stromverbrauch mit 100 bis 200 kWh/a fast vernachlässigbar.

Stichwort Stromverbrauch:
Auch eine elek­trische Vorwärmung für die Frostfreihaltung verbraucht nur sehr wenig Energie, weil tags­ über die Stunden mit tiefen Minusgraden sehr selten sind. Der Nachteil dieser Methode liegt allerdings darin, dass hohe elektrische Anschlussleistungen bereitgestellt werden müssen, was zu erhöhten Investitionskosten führt. Eine interessante Alternative steht in Form der sogenannten Umluftabtauung zur Verfügung. Durch die eingesetzte Bedarfssteuerung wird nicht mehr als nötig gelüftet, dadurch wird die Raumluft im Winter auch nicht zu trocken. Für besonders hohe Anforderungen an die Raumluftfeuchte, beispielsweise in einem Musikzimmer, können Enthalpie­ tauscher als Feuchteübertrager eingesetzt werden.

Die akustische Qualität entscheidet über die Akzeptanz der mechanischen Lüftungs­ anlage: Unangenehm laute Anlagen werden einfach deaktiviert – der gewünschte Effekt wird verfehlt und die Lüftung erhält einen dementsprechend schlechten Ruf. Der Schall­ druckpegel in einem Unterrichtsraum soll je nach zitierter Norm 30 bis 35 dB(A) nicht über­ schreiten. Das Passivhausinstitut präzisiert und bezieht die Raumakustik mit ein: maxi­mal 30 dB(A) bei einem Raumvolumen von 200 m3 und einer Nachhallzeit von 0,7 Sekunden. Diese Randbedingung ist wich­tig, weil in einem schallharten Raum auch das beste Gerät gut zu hören ist. Obwohl eine ge­ringe Nachhallzeit auch aus raumakustischen Gründen in verschiedenen Richtlinien veran­kert ist, wird sie in der Praxis oft verfehlt. Wei­sen Planer und/oder Ausführende bereits in der Planungsphase darauf hin, sind die Vor­ aussetzungen für eine begeisternde Lüftungs­anlage geschaffen. Die akustische Qualität des Geräts ist sinnvollerweise durch ein Zertifikat oder eine akkreditierte Messung zu belegen.
So viel zur Pflicht, nun zur Kür: Neben der Aufgabe, bei hohem Komfort für gute Luft­ qualität zu sorgen, kann die mechanische Lüftung einen entscheidenden Beitrag zum sommerlichen Komfort leisten

Lesen Sie den vollständigen Artikel auf Seite 48 der aktuellen Ausgabe 3/2020.

 

 

 


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