Den dümmstmöglichen Einsatz von Erneuerbarer Energie habe ich Anfang Februar im Schweizer Fernsehen gesehen. Entschuldigen Sie dieses drastische journalistische Werturteil, das hoffentlich vom Mediengesetz gedeckt ist. Aber weil es wahr ist: Da hat sich einer einen Holzofen als Standheizung in seinen Volvo eingebaut, damit er „unabhängig“ ist, wenn er zum Beispiel betrunken im warmen Auto schlafen möchte. Und dieser Schwachsinn ist sogar vom Verkehrsamt genehmigt worden – mit der einzigen Auflage, dass er nicht mit rauchendem Kamin auf öffentlichen Straßen fahren darf. Weil es ja eine Standheizung ist. Das Fenster muss übrigens immer offen bleiben wenns im Ofen brennt. Sonst wird es im Auto zu heiß.
Totaler Unsinn. Aber auch vernünftigere Menschen gehen noch immer ähnlich gedankenlos mit dem Thema Erneuerbare Energien um. Der Autobastler kommt sich mit dem dazugebauten Holzofen „unabhängig“ vor. In Wahrheit bleibt er in seinem Benziner genau so abhängig von den Öllieferanten wie zuvor und verschleudert zusätzlich wertvolle Energie. Das ist wie wenn man eine Solaranlage als Ergänzung zur Gastherme kauft oder einen Pelletskamin neben den Ölkessel stellt, ohne das Gesamtsystem zu optimieren – nur um sich „unabhängiger“ vorzukommen. Die Grundlast bleibt so weiterhin von den Fossilen abhängig, die Erneuerbaren sind dann nur die (teure) Kirsche auf dem wachsenden Energiekuchen. Es geht auch anders, wie Roger Hackstock ab Seite 36 zeigt.
Wie der Energiemix insgesamt verändert werden muss, damit die dringend nötige Energiewende überhaupt eine Chance haben kann, das erklärt DI Josef Plank ab Seite 38. Der Gebäudebereich spielt dabei eine wichtige Rolle. Seit 1990, dem Referenzjahr für das Kyoto-Protokoll, ist der Energiebedarf des Gebäudesektors dank effizienterer Heiztechnik und verbesserter Gebäudehüllen um 16 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum stieg der Energiebedarf des Verkehrs um 60 Prozent. Alleine die Zahl der zugelassenen PKW stieg in diesen 20 Jahren von 3 Mio. auf 4,4 Mio, von den enormen Zuwächsen bei LKW- und Flugverkehr ganz zu schweigen. Ein bisserl Erneuerbare als „Zustupf“ zu den Fossilen wird nicht reichen, um das Ruder herumzureißen. Der Schweizer Bastler mit seiner Ofenautostandheizung weiß das sicher nicht. Der Installateur als Energieexperte Nr. 1 sollte das sehr wohl wissen, meint Klaus Paukovits.
Editorial 2_2012
Die Erneuerbaren müssen mehr sein wollen als bloß die teure Kirsche auf dem Energiekuchen.
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