3/2023 Installationstechnik

Ein großes Ganzes

Quelle: HOLTER
V. l. n. r.: Bernhard Karlsberger und Markus Steinbrecher, HOLTER Geschäftsführung
Quelle: HOLTER

Bernhard Karlsberger und Markus Steinbrecher, beides Geschäftsführer bei Holter, im Interview.

von: Redaktion

Wie haben Sie sich bisher in Ihren neuen Positionen bei Holter eingelebt?
Karlsberger: Zuerst einmal vielen Dank für die Nachfrage. Die letzten zehn Monate waren schon eine interessante Zeitreise, die so von mir nicht geplant war. Es ist aber eine große Ehre, dass mir die Eigentümer dieses traditionsreichen Unternehmens, das im Übrigen in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiert, das Vertrauen für die Leitung ausgesprochen haben. Mit Jasmin Holter-Hofer und Michael Holter stehen Markus Steinbrecher und mir noch den Rest des Jahres zwei äußerst erfahrene Sparringpartner mit Rat und Tat zur Seite. Mit dieser Unterstützung und den tollen Mitarbeitern von HOLTER wurde mir der Wechsel zurück zu meinen Wurzeln – ich habe ja bei HOLTER 1986 meine Lehre zum Großhandelskaufmann abgeschlossen – deutlich erleichtert. Die Aufgabe ist fordernd, macht mir aber richtig Spaß. Und Markus Steinbrecher und ich ergänzen uns bestens.
Steinbrecher: Das ist ein ganz entscheidender Faktor. Jeder von uns beiden hat seine Aufgaben und nur gemeinsam ergibt sich ein großes Ganzes. Bei Bernhard Karlsberger laufen die Ressorts Verkauf, Marketing sowie strategischer Einkauf und bei mir die Ressorts Logistik, Finanzen und Verwaltung zusammen. Die Position als Geschäftsführer bei HOLTER ist für mich zwar eine neue, aber ich bin ein „alter Hase“. Immerhin bin ich schon seit 20 Jahren bei HOLTER – auch in leitender Funktion – beschäftigt, da kennt man das Unternehmen ganz genau. Als Prokurist war ich von Jasmin Holter-Hofer und Michael Holter in den vergangenen Jahren in die wesentlichen Unternehmens-entscheidungen eingebunden und konnte mich quasi schon vorbereiten. Nichtsdestotrotz ist mit so einer Funktion viel Verantwortung und Vertrauen der Eigentümerfamilie verbunden – das empfinde ich als große Ehre.

Was sind Ihre wichtigsten Anliegen für den Großhandel?
Karlsberger: Die Komplexität des Großhandels wird seitens der Industrie immer noch unterschätzt. Das kann ich auch aus Sicht meiner jahrzehntelangen Vergangenheit bei Hansa bestätigen. Eines der wichtigsten Anliegen ist die Qualität der Datenlieferung der Industrie. Wir müssen die Digitalisierung vorantreiben, um so effizient wie möglich die Produkte für unsere Installateurpartner pünktlich zur Verfügung stellen zu können. Und einen frommen Wunsch an die Politik darf ich auch noch äußern: Hinsichtlich der aktuellen Kreditvergaberichtlinien für Endverbraucher würde ich mir schon ein bisschen mehr Weitblick wünschen. Das würde die Situation im Bauwesen deutlich entspannen.
Steinbrecher: Die Qualität der Daten ist jetzt schon immens wichtig und wird noch viel mehr an Bedeutung – und zwar in allen Unternehmensbereichen – gewinnen. Den Fachkräftemangel in der Branche können wir nur mit einem sehr hohen Grad an Digitalisierung und Automatisierung bewältigen. Auch dafür sind die Verfügbarkeit sowie die Qualität der Daten das Um und Auf. Wenn auch ich noch einen Wunsch an die Regierung formulieren darf, wäre das, in den Lehrplänen unserer Schulen verstärkt Skillsets zu fördern, die am Arbeitsmarkt relevant sind und zukünftig nachgefragt werden.

In welchem Zeitraum sind die wichtigsten Aufgaben umzusetzen?
Karlsberger: Das Thema Datenqualität ist kein neues und wir bemühen uns mehr oder weniger täglich, um hier besser von unseren Industriepartnern bedient zu werden. Und der Digitalisierungsprozess ist auch ein laufender, der jedoch an Intensität zunimmt und im Hinblick auf die Schwierigkeiten, gutes Personal am Markt zu bekommen, immer notwendiger wird.

Steinbrecher: Dazu gehört für mich auch die Entwicklung und Förderung der Mitarbeiter und Führungskräfte. Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitsweise und unsere Kommunikation. Ein digitales Mindset, gepaart mit Empathie wird – gerade für Führungskräfte – auch in Zukunft unerlässlich sein. Um dafür gerüstet zu sein, müssen wir sofort Maßnahmen ergreifen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen nach den anspruchsvollen letzten Jahren? Etwa in puncto Lieferschwierigkeiten ist auch die Gebäudetechnik-Branche noch nicht ganz über den Berg, oder?
Karlsberger: Es ist unterschiedlich. In den Bereichen Sanitär, Wellness und Installation sind die Lieferketten wieder relativ berechenbar. Im Bereich Heizung jedoch, ist auch in den nächsten Monaten trotz vieler angekündigter Großinvestitionen – speziell im Bereich der Wärmepumpenproduktion – noch mit keiner Entspannung zu rechnen.

Steinbrecher: Aber wir brauchen auch die Verarbeiter und da sehen wir schon einen Flaschenhals. Der Fachkräftemangel wird immer spürbarer. Er ist sicher neben den hohen Baukosten in Kombination mit den gestiegenen Zinsen die größte Herausforderung.

Stichwort Serviceleistungen für Installateure: Inwieweit wirken sich die gestiegenen Energiepreise auf Ihre Logistik-Dienstleistungen aus?
Steinbrecher: Gar nicht, da unsere Logistikleistungen seit jeher das Herzstück des Unternehmens sind. Wir haben in den 1950er Jahren als erster Großhändler Ware mit eigenen LKW geliefert und waren damit der Vorreiter in der Branche. Logistik ist bis heute unsere Kernkompetenz, da werden einfach perfekte Serviceleistungen erwartet, Teuerungen hin oder her. Mit einem modernen Fuhrpark und täglich individuell angepassten Wegeplänen sind wir – auch im Sinne der Nachhaltigkeit – bestrebt, den Treibstoffverbrauch so gering wie möglich zu halten.

Werden Änderungen in Ihrem gewohnten Geschäftsfeld notwendig (z. B. andere/zusätzliche Angebote/Produktfelder) um auch in Zukunft am Markt bestehen zu können?
Steinbrecher: Durch das gestiegene Umweltbewusstsein und das Thema Nachhaltigkeit ergeben sich Veränderungen und gleichzeitig große Chancen. Angefangen beim erweiterten Produktsortiment im Bereich erneuerbarer Energie – da sind wir sicherlich erst am Anfang der Fahnenstange – bis hin zu allgemeinen Veränderungen der Arbeitsweise durch die Digitalisierung. Das beinhaltet auch die verstärkte digitale Unterstützung bei Verkaufsprozessen. Ganz aktuell können unsere Installateurpartner über unsere HOLTER Online Scan Funktion im Browser ihres Smartphones Artikel scannen und so tagesaktuell Preise, Ersatzteile, Montageanleitungen, etc. abrufen und sind damit immer „up to date“. Auch digitalisierte Kataloge können zugunsten der Umwelt länger im Umlauf gehalten werden.
Karlsberger: Wir beobachten den Markt sehr genau und sind ständig am Scouten, wohin sich der Markt verändert. Speziell bei Wärme und Energie bewegt sich viel und mit dem EWG (Erneuerbare-Wärme-Gesetz) werden diese Themen weiter befeuert. Unsere strategischen Einkäufer und Produktmanager sind schon sehr gefordert in diesen Zeiten. Zweifellos werden wir die technischen Serviceleistungen für Heizung, Klima, Schwimmbad und Energie weiter ausbauen.

Wo sehen Sie die gravierendsten Änderungen am Gebäudetechnik-Markt?
Karlsberger: Wir sehen eine Entwicklung der Industrie in Richtung Omni-Channeling und zum Komplettanbieter. Der Wärme- und Energiemarkt ist sehr dynamisch. Hier gibt es viele neue Marktmodelle, die nicht immer mit unserem dreistufigen Geschäftsmodell kompatibel sind. Weiters bemerken wir, dass die Bereitschaft der Installateure mit digitalen Tools zu arbeiten, immer größer wird.

Wie kann man als Großhändler das Fachhandwerk noch besser unterstützen?
Karlsberger: Wie bereits erwähnt, unterstützen wir das Fachhandwerk mit digitalen Tools, um so mobil wie möglich zu sein. Weniger Papier, dafür mehr Daten und das alles digital und in Echtzeit.
Weiters mit durchdachten Produktsortimenten, die dem Handwerk hilft, aus der direkten Vergleichbarkeit zu diversen Web-Portalen zu kommen – wie zum Beispiel mit unserem MEIN HOLTER BAD Konzept.

Welche Techniken und Produkte werden in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen?
Karlsberger: Energieeffiziente und smarte Produkte werden an Bedeutung gewinnen. Nicht nur im Bereich Wärme und Energie, sondern speziell auch bei der Wasserhygiene im öffentlichen und halböffentlichen Bereich wird eine Dynamik entstehen, die uns auch neue Umsatzfelder eröffnen wird.

Abschließende Worte und wichtigste Anliegen?
Steinbrecher: Das Traditionsunternehmen HOLTER ist seit jeher eng mit dem Fachhandwerk und der Industrie verbunden. Auch in Zukunft werden wir die Herausforderungen nur gemeinsam lösen, so wie wir das seit Jahrzehnten erfolgreich tun. Deshalb gilt mein besonderer Dank einerseits unseren langjährigen, treuen Partnern und andererseits unseren Mitarbeitern, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement die Erfolgsgeschichte des Unternehmens mitgestalten.
Karlsberger: Ohne den besonderen Einsatz unserer Mitarbeiter sowie der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Handwerk und Industrie könnten wir in diesem Jahr nicht unser 150-jähriges Bestehen feiern. Bei HOLTER werden Partnerschaften seit Generationen gelebt und unsere gemeinsame Leidenschaft für Luft, Wasser, Wärme und Energie treibt uns Jahr für Jahr zu Höchstleistungen sowie neuen Innovationen. Und genau diese Partnerschaften sind es auch, die uns gemeinsam stärken, um sich den zukünftigen Anforderungen des Marktes zu stellen. Lassen Sie uns dieses Jahr gemeinsam 150 Jahre HOLTER feiern!

Lesen Sie den Artikel auch ab Seite 14 der aktuellen Ausgabe 3/2023 oder am AustriaKiosk!


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