3/2023 Installationstechnik

Kleinhebeanlagen als echte Problemlöser

Fotos: JungTube, Pentair Jung Pumpen
Waschmaschinen dürfen nicht an Fäkalien-Kleinhebeanlagen angeschlossen werden.
Fotos: JungTube, Pentair Jung Pumpen

Fäkalien-Kleinhebeanlagen sind effektive Problemlöser, vor allem wenn es um den nachträglichen Einbau von Entwässerungsgegenständen geht. Dabei kann es um die Rückstausicherung im ­Keller gehen oder um den Transport von Abwasser zur weiter entfernten Abwassersammelleitung. Aber wo sind die Einsatzgrenzen und wann sollte besser eine vollwertige Hebeanlage eingesetzt werden?

von: Martin Pechal

Abwasserhebeanlagen kommen dort zum Einsatz, wo die Entwässerung nicht über das natürliche Gefälle möglich ist (z.B. in Kellerräumen, die unter der Rückstauebene liegen) oder generell zum Zweck der Rückstausicherung.
Der wesentliche Unterschied zwischen den drei Geräteklassen ist der Einsatzbereich. Eine Anlage nach Teil 1 ist sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich einsetzbar. Je nach Anlagengröße können kleine Wohneinheiten, Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie gewerbliche Objekte mit unkontrolliertem Abwasserzulauf (Doppelanlage) entwässert und gegen Rückstau gesichert werden.  Anlagen nach Teil 3 sind hingegen nur im privaten Bereich zulässig.
Die Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung (Fäkalien-Kleinhebeanlagen) kommen z.B. dann zum Einsatz, wenn ein Kellerausbau geplant ist, der mit der gleichzeitigen Installation einer Toilette verbunden sein soll. Die Anlage fördert das Abwasser rückstausicher in den öffentlichen Kanal. Soll ein neues WC im Dachgeschoss oder anderswo im Haus entstehen und die nächste Abwasserleitung liegt weit entfernt, so lässt sich dieses Problem ebenfalls mit einer Kleinhebeanlage lösen. Sie fördert das Abwasser durch kleindimensionierte Druckleitungen zur nächsten Fallleitung. Abwasserhebeanlagen nach Teil 2 dienen der Förderung von fäkalienfreien Medien und werden in diesem Beitrag nicht näher behandelt.

Auf die richtige Installation kommt es an
Die Anschlussmöglichkeiten für Fäkalien-Kleinhebeanlagen sind begrenzt. Es dürfen nur eindeutig definierte Entwässerungsgegenstände (1 Toilette, 1 Handwasch-becken, 1 Dusche, 1 Bidet) maximal gleichzeitig angeschlossen werden. Alle Entwässerungsgegenstände müssen sich in demselben Raum befinden wie das Gerät selbst. Damit wird sichergestellt, dass eine Störung unmittelbar durch den Nutzer bemerkt wird. Die Nutzung darf ausschließlich im privaten Bereich liegen. Die Norm erlaubt den Einsatz von Fäkalien-Kleinhebeanlagen unter der Bedingung, dass noch eine weitere Toilette vorhanden ist, die eine Entwässerung im Freigefälle ermöglicht.
Viele Geräte am Markt verfügen über ein eingebautes Schneidwerk, das im Betrieb sehr laut ist. Ferner sorgt der eingebaute Siebkorb hinter dem Zulauf (darin arbeitet das Schneidmesser) dafür, dass ein erhöhter Wartungsaufwand und regelmäßige Reinigungsinterwalle erforderlich sind. Dies vor allem dann, wenn eine zu geringe Spülmenge voreingestellt ist. Hersteller wie Jung Pumpen setzen dagegen auf Anlagen mit Freistromrad und einem (relativ) großen freien Durchgang für einen leisen und störungsfreien Betrieb. Aber auch hier gibt es Grenzen, insbesondere dann, wenn es zu Fehleinleitungen z.B. von Feuchttüchern oder anderen Hygieneartikeln kommt.
Grundsätzlich wird bei diesen Geräten vom Toilettendirektanschluss gesprochen. Das bedeutet, die Toilette leitet in das direkt dahinter aufgestellte Gerät ein oder bei Vorwandinstallationen wird das Gerät in der Vorwand direkt neben dem wandhängenden WC positioniert.

Häufige Installationsfehler bei Fäkalien-Kleinhebeanlagen

  • Zu kleine Wartungsöffnung
    Die Wartungsöffnung sollte mind. 450x600 mm betragen, damit alle zu wartenden und zu bedienenden Teile problemlos erreichbar sind. Eine Lüftung ist bei einer Vorwandmontage zwingend notwendig, um Feuchtigkeitsschäden durch kondensierendes Wasser zu vermeiden. Während bei vollwertigen Hebeanlagen die Lüftung über Dach zu führen ist, können Kleinhebeanlagen direkt über den Aufstellraum be-/entlüften. Spezielle Aktivkohlefilter sorgen in diesen Fällen für eine Geruchsminderung.
  • Die Anlage wird im Nachbarraum installiert
    Werden Geräte im Nachbarraum angeschlossen, kann dies zur Folge haben, dass bei einer Störung weder die Alarmeinrichtung wahrgenommen wird und auch nicht die potenzielle Gefahr. Sind im Nebenraum noch weitere tiefer gelegene Entwässerungsgegenstände vorhanden, besteht die Gefahr, dass über diese Wasser austritt. Wäre dort zum Beispiel zusätzlich noch eine Dusche angeschlossen und würde die Toilettenspülung bei einer Störung der Hebeanlage betätigt, würde das Abwasser über diese Dusche austreten.    
  • Anschluss von Waschmaschinen
    Waschmaschinen dürfen nicht an Fäkalien-Kleinhebeanlagen angeschlossen werden, da die Gefahr eines unbemerkten Austritts von fäkalienhaltigem Abwasser besteht. Würde die Laugenpumpe der Waschmaschine abpumpen, während die Kleinhebeanlage aufgrund einer Störung nicht fördert, würde der Wasserstand im Behälter steigen und fäkalienhaltiges Abwasser könnte austreten.
  • Installation im Pumpensumpf
    Kleinhebeanlagen sind nicht zur Installation in einem Pumpensumpf geeignet. Schon unter Wartungsgesichtspunkten macht dies keinen Sinn. Sie sind keinesfalls dafür geeignet, komplette Wohneinheiten oder gar Gebäude zu entwässern. Hier wäre eine vollwertige Hebeanlage angebracht. Wegen des geringeren Preises fällt die Wahl trotzdem manchmal auf eine Fäkalien-Kleinhebeanlage. Dies kann sich schnell als teurer Fehler erweisen.  
  • Installation in überflutbaren Schächten
    Während eine vollwertige Fäkalienhebeanlage vollständig überflutbar und gleichzeitig funktionsfähig ist (ausgenommen das Steuergerät), sind Kleinhebeanlagen stets überflutungssicher zu installieren. Bei Überflutung erleiden diese Geräte sofort einen Totalschaden, da die elektrischen Bauteile lediglich spritzwassergeschützt sind.

Einsatzgrenzen für Fäkalien-Kleinhebeanlagen zur begrenzten Verwendung
Zwischen vollwertigen Fäkalienhebeanlagen und Fäkalien-Kleinhebeanlagen zur begrenzten Verwendung liegen einige Unterschiede, die man im Vorfeld einer Installation beachten sollte. So lassen sich teure und störanfällige Fehlinstallationen vermeiden. Die folgende Gegenüberstellung gibt einen Überblick über die wichtigsten Kriterien.

Fazit
Die Auswahl der richtigen Anlagentechnik gewährleistet einen störungsfreien Betrieb. Oft werden in der Praxis sog. Kleinhebeanlagen nach ÖNORM EN 12050-3 als Ersatz für vollwertige Hebeanlagen nach Typ 1 verwendet. Es verwundert dann nicht, wenn diese Geräte zu Störungen neigen, da sie für diesen Einsatz nicht konzipiert sind. Innerhalb ihrer Einsatzgrenzen richtig installiert, sind sie echte Problemlöser.Lesen Sie den Artikel auch ab Seite 58 der aktuellen Ausgabe 3/2023 oder am AustriaKiosk!


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