7-8/2019 Klima-Lüftung

Perfektes Zusammenspiel

Siemens
Die Räume des Konferenzzentrums bieten auf 2.200 m2 Platz für mehr als 800 Gäste, dazu gehören 31 Sitzungszimmer und ein Ballsaal für 500 Personen.
Siemens

Auf dem gut 1.100 Meter hohen Bürgenberg im schweizerischen Kanton Nidwalden eröffnete 2017 das neue Bürgenstock Resort. Gelüftet, ­gekühlt und geheizt wird mit Energie aus dem Vierwaldstättersee. Rund 300 m3 Wasser ­werden dafür pro Stunde auf den Berg gepumpt.

Gesteuert wird die Seewassernutzung mit der Gebäudemanagementplattform Desigo CC von Siemens. Zudem steuert, überwacht und visualisiert Desigo CC auch Lüftungen, Sanitäranlagen, die Raumauto­mation sowie Beleuchtung und Sicherheit des Areals. Dank der durchgängigen, integrierten Systemstruktur sind die einzelnen Komponenten ideal auf­einander abgestimmt und einfach zu bedienen. So wird sichergestellt, dass auf höchstem Komfortlevel energie­effizient geheizt, gekühlt und belüftet wird. Zum Resort gehören auch zwei Tennishallen, die zu Eventhallen für je 500 Besucher umfunktioniert werden können. Daneben laden zwölf Restaurants und Bars, ein 9-Loch-Golfcourt, eine Eisbahn, ein Kino und diverse Shoppingmöglichkeiten Spaziergänger, ­Konferenzbesucher und auswärtige Gäste zum Verweilen ein.

Energieversorgung aus dem See
Damit die Energieversorgung mit der Vergrößerung und Modernisierung der Anlage Schritt halten kann, wurde als Herzstück des Resorts eine neue Energiezentrale gebaut. Diese verknüpft fast 130-jährige Tradition mit neuester Technik: Wie schon im Jahr 1888 wird das Wasser des Vierwaldstättersees vor Kehrsiten gefasst und auf den Bürgenstock gepumpt. Damals diente dies der Trinkwasserversorgung, heute ist das Seewasser Energiequelle für das Resort. Das Prinzip ist einfach: Wärmepumpen gewinnen die Energie aus dem Seewasser, die zum Heizen der Gebäude genutzt wird. Neue leistungsstarke Pumpen befördern 78 l Wasser pro Sekunde auf den Berg, der Höhenunterschied beträgt 500 m. Auf dem Bürgenstock dient das alte Frischwasserreservoir als „Speichersee“, von dem aus das Wasser ­weiter in die Energiezentrale geleitet wird. Wärmepumpen mit 1,3 MW Leistungsspitze erwärmen das Wasser im System – je nach Außentemperatur – auf 45 bis 55 °C. Dieses wird auf die verschiedenen Bauten verteilt und dort auf zwei Arten genutzt: Einerseits direkt für die Heizungen, andererseits ist es Energiequelle für die Wärmepumpen der Gebäude, die das Brauchwasser auf 65 °C erhitzen. Dieses zweistufige System hat ­einen guten Grund: Würde 65 °C heißes Wasser verteilt, wäre der Energieverlust beim Transport wesentlich höher als bei 45 bis 55 °C und die Leistungszahl (COP) der Wärmepumpen entsprechend tiefer. Für die Kühlung wird das Seewasser direkt genutzt. Denn 37 m ­unter der Wasseroberfläche liegt die Temperatur während des ganzen Jahres bei 5 bis 7 °C.
So deckt das Seewasser 70 bis 90 Prozent des Wärmebedarfs und übernimmt die ganze Kühlung. Das genutzte Wasser wird wieder in den See geleitet. Dabei fließt es durch eine Turbine, die einen Teil der Energie ­zurückgewinnt, die zum Hochpumpen des Wassers verwendetet wird. Das Ökosystem See leidet nicht unter der Energiegewinnung, wie das Wasserforschungsinstitut ­Eawag festgestellt hat – immer unter der Voraussetzung, dass die Temperaturän­derung des Seewassers begrenzt wird. Der maximale Temperaturunterschied ist in der Konzession für die Nutzung festgelegt. Der Vierwaldstädtersee bietet ein riesiges Potenzial für die Seewassernutzung: Er könnte jedes Jahr 2.900 Gigawattstunden (GWh) Energie liefern. Zum Vergleich: Der Wärmebedarf von 100.000 Einwohnern beträgt 700 bis 900 GWh. Der See könnte also die ganze Region mit Energie versorgen.

Umfassende Gebäudeautomation
Gesteuert wird die Energiezentrale mit ­Systemen von Siemens. Thomas Guebey, Teamleiter Kundendienst und Gesamtleiter der Siemens-Projekte auf dem Bürgenstock, erzählt: „Es ist ein riesiges Projekt, bei dem die Sicherheit von Anlagen und Personen sowie eine unterbrechungsfreie Versorgung vorrangig waren.“ Das Seewasser bewegt sich in einem fast geschlossenen System, nur für die Bewässerung der Grünanlagen wird Wasser entnommen.
An allen wichtigen Stellen des Systems ­werden ständig Daten erfasst, die die in der Gebäudemanagementplattform Desigo CC gesammelt und aufgezeichnet werden. Dazu Guebey: „Die Sicherheit ist nicht mehr ­gewährleistet, wenn irgendwo ein Schieber defekt ist, ein Rohr bricht oder sich Überdruck entwickelt. Meldet das System Werte, die nicht stimmen, schaltet es automatisch ab und meldet dies den Verantwortlichen.“ Doch nicht nur Heizung und Kühlung werden mit Desigo CC gesteuert, überwacht und visualisiert. „Auch Lüftungen, Sanitäranlagen, Raumautomation sowie Beleuchtung und Sicherheit des Areals sind integriert“, erklärt Guebey. Desigo CC erfasst Störmeldungen der Elektroanlagen, Messdaten aus der Energieversorgung und erteilt übergeordnete Befehle an Storen oder Lichtanlagen. Die Sinamics-Frequenzumrichter von ­Siemens tragen zu einem bedarfsabhän­gigen und ökologischen Betrieb der Gebäudetechnik bei und sorgen im Zusammenspiel mit anderen Gewerken dafür, dass im richtigen Maß geheizt, gekühlt oder belüftet wird. Dank der durchgängigen Systemstruktur sind die einzelnen Komponenten ideal aufeinander abgestimmt und über Desigo CC einfach und intuitiv zu bedienen. Für die Sicherheit auf dem Areal sorgen Videoüberwachungssysteme von Siemens. „Dank ­dieser Lösung aus einer Hand kann auch das Ersatzteillager klein gehalten werden“, ­ergänzt Guebey.

Lesen Sie den ungekürzten Artikel ab Seite 50 in der aktuellen Ausgabe 7-8/2019!


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