7-8a/2021 Heizung

45 Millionen Euro für solare Großanlagen

Quelle: Christian Holter
Bei der AVL List GmbH in Graz liefert seit 2019 eine 3.380 m2 Solaranlage jährlich eine Wärmeleistung von rund 1,4 Mio. kWh für eine klimaneutrale Heizung und Kühlung der Prüfstände.
Quelle: Christian Holter

Vor allem Industrie und Wärmenetze sind gefordert, ihre Emissionen mit Solarwärme zu verringern. Dabei spielen Förderungen eine wichtige Rolle.

von: Manfred Strobl

Aus der Vielzahl von solaren Vorzeigeprojekten sei die AVL List GmbH in Graz erwähnt. Das Unternehmen entwickelt und verbessert alle Arten von Antriebssys­temen. Eine Solaranlage mit 2,4 MW Wärmeleistung liefert seit 2019 jährlich rund 1,4 Mio. kWh klimaneutrale Heizung und Kühlung für die Prüfstände Das Kollektorfeld dient auch als Überdachung der Parkflächen.

Solaranlagen vielfach bewährt
Die Anlage wurde über ein Bürgerbeteiligungsmodell finanziert und spart über 240 Tonnen Treibhausgase pro Jahr. Die Errichtung erfolgte in mehreren Etappen von 2017 bis 2019. Das Unternehmen profitiert von einer klimaneutralen Energieversorgung und dem langfristig stabilen Energiepreis der ­Solarwärme.
Die Julius Blum GmbH zählt zu den großen metallverarbeitenden Unternehmen ­Österreichs und ist Weltmarktführer bei ­Möbelbeschlägen. Im Jahr 2011 wurde am Dach der Produktionshalle ein Kollektorfeld mit 300 kW Wärmeleistung für die Beheizung der Vorbehandlungstauchbecken der Beschichtungsanlage installiert. Der Betrieb spart sich damit über 20.000 Kubikmeter Erdgas pro Jahr, die Solaranlage liefert zehn Prozent des Wärmeenergiebedarfs im Werk. Damit werden jährlich mehr als 50 Tonnen Treibhausgase gespart.
Heuer wurde in Friesach in Kärnten eine solare Großanlage errichtet. Mit einer Wärmeleistung von vier MW wird der Jahresbedarf für 500 Wohnungen und das Krankenhaus Friesach geliefert. Die Anlage ist mit dem Biomasseheizwerk der KELAG Energie & Wärme GmbH verbunden und deckt 15 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs.

Aktuelles Förderprogramm
In der aktuellen Ausschreibung des Förderprogramms des Klima- und Energiefonds können erstmals Anlagen ohne Größen­beschränkung nach oben eingereicht werden. Bei Anlagen über 5.000 m2 kommt ein einheitlicher Fördersatz von bis zu 35 Prozent zur Anwendung. Zusätzlich werden wieder Machbarkeitsstudien für Anlagen über 5.000 m2 mit bis zu 97.500,- Euro ­finanziert. Erstmalig läuft die Förderaktion über zwei Jahre. Der erste von mehreren Einreichterminen endet am 15. Oktober 2021. Welche Auswirkungen hat das 45 Millionen Euro Förderprogramm auf solare Großanlagen in Österreich? DI Roger Hackstock, Geschäftsführer Verband Austria Solar, erklärte das im Gespräch.

Herr DI Hackstock, welche Auswirkungen zeigen Förderungen erfahrungsgemäß auf die Errichtung von Solaranlagen im privaten bzw. öffentlichen, gewerblichen und industriellen Bereich?
DI Roger Hackstock: Solange fossile Energie mehr Förderung erhält als erneuerbare, was laut WIFO immer noch der Fall ist, braucht es die staatliche Unterstützung von Solaranlagen, um diese Schieflage einigermaßen auszugleichen. Wir hoffen sehr auf eine baldige CO2-Steuer, um das Spielfeld am Markt in Richtung erneuerbare Energie zu verschieben. Damit wird auch die Notwendigkeit sinken, Solar & Co. zu subventionieren. Würde man alle Subventionen und Steuererleichterungen für fossile Energie streichen, wäre erneuerbare Energie schon heute konkurrenzlos günstig, ganz ohne Förderungen.

Was ist von den aktuellen zweijährigen Förderungen zu erwarten?  
Hackstock: Das neue Förderprogramm des Klimafonds für solare Großanlagen mit einem Fördervolumen von 45 Millionen Euro über zwei Jahre soll Investitionen in der ­Höhe von 150 Millionen Euro anstoßen. Das sind 300.000 m2 Kollektorfläche in zwei Jahren, mehr als das Doppelte des heutigen Gesamtmarktes in Österreich. Das ist der größte ­Impuls für Solarwärme, den die Regierung je gesetzt hat. Zusätzlich werden Machbarkeitsstudien zu 100 Prozent gefördert, wenn ein Industriebetrieb oder Stadtwerk wissen will, ob sie in eine Großanlage mit 5.000 m2 oder mehr investieren sollen. Mit dem Förderprogramm wurde ein Turbo gezündet, der Solarwärme im großen Maßstab nach vorne ­pushen wird.

Wer sind potenzielle Ansprechpartner für die neuen Förderungen?
Hackstock: Solare Großanlagen für Fernwärme und Industrie brauchen neue Ansprechpartner, die bisher nicht im Spiel ­waren. Das sind Projektentwickler, Anlagenbauer und Investoren, die gewohnt sind, in diesen Dimensionen zu denken, um solche Projekte abzuwickeln. Bei der solaren Großanlage in Friesach mit vier MW Wärme­leistung ist der Errichter ein Projektentwickler aus der PV-Branche, der die Errichtung von großen Solarparks seit Jahren gewohnt ist. Seit dem Förderstart haben sich auch ­große Anlagenbauer aus den Bundesländern bei uns gemeldet, die ins Großanlagen­geschäft einsteigen wollen. Die neue Förderung bringt einiges in Bewegung, die nächsten zwei Jahre werden sehr spannend.

Diesen Beitrag finden Sie ungekürzt auch ab Seite 32 der aktuellen Ausgabe 7-8a/2021!


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