11/2023

Frauenpower im SHK-Handwerk

@ Viega GmbH
„Traut euch in die Technik, es ist immer wieder eine ­Herausforderung und wird nie langweilig“, lautet der Appell von Ingenieurin Christine Haspel an alle Frauen.
@ Viega GmbH

Hier dreht sich alles um die Damen der Branche: Dieses Mal erzählt uns Ingenieurin Christine Haspel, Technikerin bei Viega, ihre ­Geschichte.

von: Christine Haspel

Meine Suche nach einem passenden Beruf für mich hat mit einem typischen Klischee begonnen: „Du willst eine technische Ausbildung machen?! Das ist doch nur etwas für Burschen.“ Ich bin in einer Installationsfamilie aufgewachsen und für mich war schon von klein auf klar, dass ich etwas Technisches lernen möchte. Diese Begeisterung war es auch, die mich bei der Suche nach der richtigen Schule nach Vöcklabruck zur HTL Fachrichtung Maschinenbau, Installation und Gebäudetechnik geführt hat. 700 Burschen und ich, eins von elf Mädels – die perfekte Umgebung, um sich in einer damals noch „Männerdömane“ durchzusetzen, mit Charme und einer großen Portion Ellbogentechnik.

Meinen beruflichen Werdegang habe ich im Familienbetrieb meiner Eltern gestartet, ich war für die Planung der Haustechnik für Ein- und Mehrfamilienhäuser zuständig und habe mich im Angebotswesen sowie der Organi­sation fit für weitere Herausforderungen gemacht. Danach war ich für zwei Sanitär- und Heizungsgroßhändler in der Technik und im Angebotswesen tätig und habe anschließend den nächsten Schritt gewagt. 

Seit 2011 arbeite ich als Technikerin für Viega am Attersee in einem abwechslungsreichen und täglich spannenden Tätigkeits- und Arbeitsumfeld, biete technischen Support und unterstütze Installateure und Planungsbüros bei der Planung ihrer gesamten Haustechnik – vom Eigenheim über Wohnanlagen bis zu Krankenhäusern und Industriegebäuden.

„Kennen Sie sich da auch aus?“

Natürlich kenne ich mich aus, trotzdem musste ich immer wieder aufs Neue meine Kompetenz unter Beweis stellen. Ich wurde am Anfang meiner Karriere öfters gefragt: „Kennen Sie sich da aus?“ oder „Was, Sie können mir da auch weiterhelfen?!“ Bei einem höheren Frauenanteil in technischen Berufen würde wahrscheinlich die Akzeptanz der Männer gegenüber Frauen erheblich steigen. 

Wer sind die besseren Techniker?

Bei mir war die Affinität einfach gegeben. Fakt ist, dass es immer noch zu wenige Frauen in technischen Berufen gibt, was sich angesichts des Fachkräftemangels natürlich noch stärker zeigt. Ich finde, dass es an der Zeit ist, mit ­Klischees aufzuräumen. Kinder sollten schon früh verschiedene Dinge ausprobieren können, um ihre ­Talente herauszufinden. Sachen müssen begreifbar gemacht werden, mit ­altersgerechten Angeboten vom Kindergarten bis zur Berufsfindung – dann wird vielleicht auch der Bereich Technik für Mädels und Frauen interessanter.

Ich persönlich finde es spannend, als Technikern zu arbeiten. Mein Arbeitsalltag stellt sich jeden Tag anders dar, entwickelt sich durch Produktinnovationen ständig weiter und fordert mich heraus. Besonders mag ich es, mit Menschen zu kommunizieren, mich mit meinen Vorstellungen als auch meinem Wissen in die Sache einzubringen und die optimale Lösung für meine Kunden zu finden, was ich u. a. bei den Planungen gut umsetzen kann. Ob Frauen oder Männer die besseren Techniker sind? Ich sehe keine Unterschiede. Wichtig ist, dass man mit Freude und Interesse an die Arbeit herangeht und sie gerne macht.

Familie UND berufliche Karriere?

Für mich war schon früh klar, dass ich eine Familie möchte, meine berufliche Selbstständigkeit aber trotzdem behalten will. Es war keine Entscheidung entweder oder, sondern die Motivation, Beruf und Familie so zu ver­einen, dass es für mich, meine zwei Söhne und meinen Partner passt. 

An sich und die eigenen Stärken zu glauben, ist für diesen Weg sicher die Voraussetzung; aber mit ­einem Partner, der die Arbeit seiner Frau schätzt und bei der Kindererziehung voll ­unterstützt, funktioniert es erst richtig – ­danke Martin. Ein guter Background (soziales Umfeld, Familie, Kinderbetreuungsmöglichkeiten) ist einfach unerlässlich, um Job UND Kindern gerecht zu werden. Meine Arbeit war mir immer wichtig, deshalb habe ich, als meine Kinder noch klein waren, in Teilzeit gearbeitet. Es war nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen, dennoch war ich in dieser Zeit im Arbeits­leben immer präsent. Mit dem Heranwachsen der Kinder wurde es möglich, die ­Arbeitszeit schrittweise wieder auf Vollzeit zu erhöhen. 

Familie und Beruf zu vereinen, hat für mich in den letzten zwei Jahren noch eine neue und sehr schöne Dimension bekommen. Denn ich bin nun auch stolze Großmutter und genieße die Zeit mit meinem Enkel, so oft es geht. 

Technik? Immer wieder gerne!

Was soll ich sagen ... Ich bin Technikerin aus Leidenschaft. Müsste ich mich neu entscheiden, würde ich wieder einen technischen Beruf ergreifen, ohne Wenn und Aber. Ob es wieder in der SHK-Branche wäre, wer weiß ...

Ich interessiere mich sehr für die Abläufe im menschlichen Körper – eine Kombination aus Technik und Medizin wäre sicher eine tolle Wahl für mich, wenn ich wieder am Anfang meiner Berufswahl stehen würde.

Lesen Sie den ungekürzten Artikel auf Seite 8 in der aktuellen Ausgabe 11/2023!


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